Pilottechnik in der Anwendung

Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS Dresden und die Lehmann Maschinenbau GmbH aus Jocketa bündeln ihre Kompetenzen auf dem Gebiet der stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse in einem neu eröffneten Applikationszentrum im Vogtlandkreis.

Am Standort der 499-KW-Modell-Biogasanlage im Bioenergiepark Pöhl der Lehmann Maschinenbau GmbH (LMB) hat das Fraunhofer IKTS das Applikationszentrum Bioenergie (AZB) eingerichtet. Mit der Gründung des AZB werden die wissenschaftlichen Kompetenzen des Fraunhofer IKTS mit den langjährigen Erfahrungen und Fertigkeiten der LMB bei der Konstruktion und Fertigung von Ausrüstungen und Systemen für alle Teilprozesse der Biogaserzeugung und -nutzung verknüpft.

Die installierte Pilottechnik umfasst dabei eine dreistufige Pilotbiogasanlage, innovative Prozessstufen zur Substratvorbehandlung, Rührfermenter zur Bewertung von Mischprozessen, Biogasreinigungs- und Entschwefelungsreaktoren sowie Technik zur Gärrestbehandlung und Gärrestentwässerung. Zur energetischen Nutzung des erzeugten Biogases werden Lösungen zur Verstromung mittels Brennstoffzelle demonstriert. Damit dient das Applikationszentrum der Verfahrensfestlegung, Langzeiterprobung und Maßstabsübertragung von Prozessen für die Effektivierung der Biogaserzeugung.

Beide Unternehmen verbindet eine fruchtbare Forschungszusammenarbeit, die sich u.a. in drei Projekten des BMU-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ widerspiegelt. Innerhalb eines Vorhabens wurde ein neuartiges energie- und rohstoffeffizientes Entschwefelungssystem für die Erzeugung von Bio-Erdgas entwickelt. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit einer Verfahrensentwicklung für die Substratvorbehandlung lignozellulosehaltiger, biogener Reststoffe, so dass sie effektiver für die Erzeugung von Biogas eingesetzt werden können. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr ein Vorhaben zur hochflexiblen Biogaserzeugung, im Rahmen dessen sowohl Komponenten als auch innovative Prozesse im neuen Applikationszentrum getestet werden.

Sowohl Fraunhofer IKTS als auch LMB sehen einen großen Vorteil darin, die Verfahren stets in Verbindung mit geeigneten Ausrüstungen zu entwickeln. Die angestrebte Marktreife sowie eine Breitenanwendung ist mit der neuen Anlage im Demonstrationsmaßstab schneller zu erreichen. Neben der Nutzung und weiteren Optimierung der bereits vorhandenen Technik soll das AZB als Versuchs- und Testfeld für neue Ideen, z. B. auf den Gebieten der Gasaufbereitung mit keramischen Membranen und Katalysatoren sowie der Bioalkoholerzeugung genutzt werden.

Das Applikationszentrum bietet Anwendern die einzigartige Möglichkeit, Wirkungsweisen und Betriebsergebnisse unmittelbar im Einsatz zu untersuchen. Darüber hinaus werden aktuelle Forschungsergebnisse in nationalen und künftig auch internationalen Tagungen regelmäßig vor Ort präsentiert. Die Organisation von Schulungen und Lehrgängen für Planer, Anlagenbetreiber, Organisationen, Ausbildungseinrichtungen und Fachbehörden ergänzt das Aufgabenspektrum des AZB. Somit bietet das AZB beste Perspektiven für die Qualifizierung von jungen Wissenschaftlern und Technikern auf dem Gebiet der Zukunftstechnologien und sorgt dadurch für wissenschaftlichen Nachwuchs und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region.

Weitere Informationen: http://www.energetische-biomassenutzung.de

Das Förderprogramm
Im April 2009 startete das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative mit 48 Millionen Euro unterstützte Förderprogramm zur Optimierung der energetischen Nutzung von Biomasse. Nach vierjähriger Laufzeit werden bisher 74 Vorhaben bzw. 147 Einzelprojekte mit rund 34 Millionen Euro gefördert.

Im Fokus der Förderung stehen insbesondere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur praxistauglichen Weiterentwicklung wettbewerbsfähiger Technologien, systemflexibler Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse, hier vor allem aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH ist für die wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination desselben hat das BMU den Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt. Stichtag für die Einreichung neuer Projektskizzen beim PtJ ist der 22. November 2012 und 2013.

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Antje Sauerland idw

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