Patentierte Nanostruktur für Solarzellen: Raue Optik, glatte Oberfläche

Die Nanostruktur zum Lichteinfang wird auf Siliziumoxid (blau) eingeprägt und dann mit Titanoxid (grün) „eingeebnet“. So entsteht eine optisch raue, aber dennoch glatte Schicht. HZB

„Es reicht nicht aus, einfach mehr Licht in die Zelle zu bringen“, weiß Christiane Becker. Denn solche Oberflächenstrukturen können den Wirkungsgrad im Endeffekt sogar verringern, indem sie die elektronischen Eigenschaften des Materials verschlechtern.

Die Idee, die David Eisenhauer im Rahmen seiner Promotion im Team von Becker ausgearbeitet hatte, klingt einfach, erfordert aber einen ganz neuen Ansatz: Es geht darum, eine Struktur herzustellen, die sich „optisch rau“ verhält und das Licht gut streuen kann, gleichzeitig aber eine „glatte“ Oberfläche besitzt, auf der die Siliziumschicht (die wichtigste Schicht der Solarzelle) nahezu defektfrei aufwachsen kann.

Das Verfahren besteht aus mehreren Schritten: Zunächst stempeln die Forscher eine optimierte Nanostruktur auf eine noch flüssige Siliziumoxid-Vorläuferschicht, die im Anschluss ausgehärtet wird. Dabei handelt es sich um winzige, regelmäßig angeordnete, zylinderförmige Erhöhungen, die sich Licht „einfangen“ und damit in die Solarzelle leiten.

Allerdings wirken sich diese Strukturen ungünstig auf die elektronische Materialqualität der Solarzelle aus. Denn auf der rauen Oberfläche kann die absorbierende Schicht aus kristallinem Silizium nicht fehlerfrei aufwachsen. Um diesen Konflikt aufzulösen, wird in einem weiteren Schritt eine sehr dünne Schicht aus Titanoxid aufgeschleudert.

Dadurch werden die Vertiefungen zwischen den Zylindern ausgefüllt, so dass eine relativ glatte Oberfläche entsteht, auf der das eigentliche Absorbermaterial gut aufgebracht werden kann.

Die Beschichtung, die nun patentiert ist, besitzt den sprechenden Namen „SMART“ (smooth anti-reflective three-dimensional texture). Damit gelingt es, Reflektionen zu verringern und mehr Licht in die absorbierende Silizium-Schicht zu bringen, ohne deren elektronische Eigenschaften zu beeinträchtigen.

Christiane Becker leitet eine Nachwuchsgruppe am HZB, die vom BMBF im Programm NanoMatFutur gefördert wird. Im Rahmen des BerOSE Joint Lab arbeitet sie eng mit dem Zuse-Institut zusammen, um durch Computersimulationen zu ermitteln, wie sich Nanostrukturierungen auf Materialeigenschaften auswirken.

Prof. Dr. Christiane Becker
christiane.becker@helmholtz-berlin.de

Scientific Reports (2017): Smooth anti-reflective three-dimensional textures for liquid phase crystallized silicon thin-film solar cells on glass; David Eisenhauer, Grit Köppel, Klaus Jäger, Duote Chen, Oleksandra Shargaieva, Paul Sonntag, Daniel Amkreutz, Bernd Rech & Christiane Becker

doi: 10.1038/s41598-017-02874-y

https://hzbblog.de/nanostrukturen-steigern-lichtausbeute-von-solarzellen Lesetipp: Christiane Becker im Porträt, Lichtblick 36, Sept. 2018, “Mehr Licht in Solarzellen einfangen”

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Dr. Antonia Rötger Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

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