Neues Puzzleteil für die Offshore-Wartung

Siemens ist das erste Unternehmen in der Branche, das im Offshore Bereich speziell angefertigte Wind-Serviceschiffe (Service-Operation-Vessels – SOVs) für die Wartung von Windturbinen nutzt. Nach dem heutigen Stand der Technik können die SOVs die auf hoher See installierten Windenergieanlagen zuverlässig vor Ort warten. Im Bild: Die Esvagt Faraday

Künftig soll ein Großteil unseres Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Windanlagen vor der Küste (offshore) sind dabei besonders zukunftsträchtig, weil sie, anders als an Land, noch in großen Dimensionen ausbaufähig sind und auf See der Wind stetiger und stärker weht. Doch die Wartung von Offshore-Windturbinen kann eine Herausforderung sein. Das gilt insbesondere für Windparks der neuesten Generation, die im Vergleich zu ihren Vorgängern größer und weiter von der Küste entfernt sind. Dadurch sind sie bei rauem Wetter nur schwierig zu erreichen.

Die beiden neuen Offshore-Service-Schiffe Esvagt Froude und Esvagt Faraday von Siemens – das erste wurde am 23.6.2015 in Rostock, das zweite am 25.6.2015 in Hamburg getauft – revolutionieren die Wartung und Instandhaltung von Offshore-Windparks. So werden dank modernster Technik witterungsbedingte Risiken deutlich minimiert. Gleichzeitig können die schwimmenden Werkstätten erstmals über längere Zeit offshore in der Nähe der Windparks ankern. Damit ist diese neueste Generation von Service-Schiffen für Windparks auf dem Meer sicherer, schneller und zuverlässiger als alle ihre Vorgänger.

Im Hafen

Bereits das auffällige Design verrät, dass es sich bei der Esvagt Froude und der Esvagt Faraday um keine gewöhnlichen Schiffe handelt. „Diese jeweils 84 Meter langen Schiffe eröffnen neue Wege für unseren Service und die Planung der Wartungsarbeiten“, erklärt René Wigmans, Leiter von Maritime and Aviation Solutions bei Siemens Service Wind Power. „Da sie für mehrere Wochen am Stück im Windpark stationiert sein werden, können unsere Techniker buchstäblich zur Arbeit laufen. Damit werden wir die Schlechtwetter-Ausfallzeiten verringern und so die Effizienz steigern. Der Einsatz unserer Techniker an den Turbinen wird sicherer und komfortabler. Zusätzlich können wir die Schiffe als Lagerraum inmitten des Windparks nutzen.“

r Vertrag für den Bau der Esvagt Froude – benannt nach dem englischen Schiffbauingenieur William Froude (1810 – 1879) – und dem Schwesternschiff wurde 2013 mit der dänischen Reederei Esvagt unterzeichnet. Während der Rumpf in der Türkei produziert wurde, erfolgte die Fertigstellung bei der Werft Havyard Ship Technology in Norwegen, die ihres Zeichens Experte im Bau von Spezialschiffen für die Öl- und Gasindustrie ist. Doch auch für die Werft waren diese Schiffe besonders, nicht zuletzt wegen ihrer bisher einmaligen Funktionalität. „Je weiter das Einsatzgebiet von der Küste entfernt liegt, desto mehr braucht man individuelle Lösungen“, erklärt Søren Thomsen, CEO von Esvagt.

An Bord

Für eine hohe Geschwindigkeit bei gleichzeitig ruhiger Lage – auch bei rauer See – zeichnet etwa der sehr hohe, gekrümmte Bug verantwortlich. Charakteristisch für beide Schiffe sind auch die mächtige asymmetrische und vollverglaste Brücke und die großen Kabinenfenster. Das große Achterdeck bietet unter anderem Raum für mehrere Kräne und ein Transportschiff.

Unterhalb des Decks befindet sich zudem eine 430 Quadratmeter große Lagerhalle mit Platz für sechs Standardcontainer mit tausenden von Ersatzteilen für die weißen Riesen. Bisher wurde jedes fehlende Ersatzteil mit kleineren Schiffen herbeitransportiert, eine Reise von oft mehreren Stunden. Mit den neuen Schiffen befindet sich das Ersatzteillager nun direkt vor Ort.

„Service-Schiffe wie die Esvagt Froude und die Esvagt Faraday sind ein lang ersehntes Puzzle-Teil für die Offshore-Wartung“, sagt Ingo Bischof, Siemens Project Manager Offshore Service für den Windpark Butendiek in der Nordsee. „Der Betrieb eines Windparks setzt einen gut abgestimmten Monitoring-Plan voraus. Mit den SOVs können wir genau das liefern. In den Windparks haben wir derzeit bis zu 80 Turbinen und für jede Anlage gingen wir bisher von etwa 30 Minuten Anreise aus. Mit den SOVs reduzieren wir die Reisezeit im und zum Windpark, transportieren die Techniker sicherer und wir werden auch bei schlechteren Wetterbedingungen, im Vergleich zu früher, noch arbeiten können.“

Eine weitere Besonderheit der Schiffe ist die Gangway, die auch unter schwierigen Bedingungen mit starkem Wellengang den Zugang zu den Windrädern sicherstellt, erbaut von der Firma Ampelmann aus Holland. Anstatt einer statischen Bühne erlaubt das sogenannte „walk to work“-System den Einsatz einer 25 Meter langen hydraulischen Gangway, die dem Wellengang angepasst automatisch gesteuert in stabiler Lage bleibt, während sich das Schiff hebt und senkt. Dieses System funktioniert auch noch bei 2,50 Meter Wellenhöhe.

Im Schiffsbauch

Zum Manövrieren in küstenfernen Gewässern braucht es neben einer stabilen Gangway auch einen besonderen Antrieb. Die Motoren sind mit dem Siemens Blue Drive System ausgestattet: Die Dieselmotoren laufen mit niedriger Drehzahl, was Treibstoff spart – ein wichtiger Aspekt, wenn die Schiffe in den Windparks lange Zeit in einer Position verharren müssen.

Wenn die SOV Esvagt Froude wieder auf See ist, wird sie von ihrem Heimathafen Rostock aus für den Service und die Wartung des BALTIC2 Windparks sorgen. Das Schwesternschiff SOV Esvagt Faraday, wird dann sein Einsatzgebiet im Windpark Butendiek vom Hafen Esbjerg aus erreichen.

Schon einmal hat Siemens ein Schiff auf den Namen Faraday getauft, im Jahr 1874. Diese Faraday hat damals erfolgreich rund 93.000 Kilometer Seekabel verlegt. Auch die neue Schiffsgeneration wird sicher wieder Geschichte schreiben.

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