Langlebig und effizient – Zahn um Zahn

Nur ein Segment – und doch repräsentiert das neue Normal ein ganzes Zahnrad mit einem Meter Durchmesser. Foto: PTB<br>

Soll eine neue Windkraftanlage in der Nähe eines Wohngebietes gebaut werden, dann regt sich fast immer Widerstand. Darum ist es der neue Trend, die Windkraftanlagen „off shore“, also mitten im Meer, zu bauen.

Für den Betrieb weit ab von der Zivilisation und unter rauen Umgebungsbedingungen bekommen Kriterien wie die Stabilität und Langlebigkeit von Bauteilen eine ganz neue Bedeutung. Das Getriebe beispielsweise sollte möglichst wartungsarm lange und effizient seinen Dienst tun. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Fertigungsqualität der riesigen Zahnräder. Je genauer sie ineinander greifen, d. h. je verschleißfreier und ruhiger sie laufen, umso effizienter wird Energie produziert. Mit einem neuen Großverzahnungsnormal aus der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) kann die Qualität solch großer Zahnräder jetzt erstmals zuverlässig nachgewiesen werden. Die PTB stellt das Normal vom 3. bis 6. Mai auf der Control, der internationalen Fachmesse für Qualitätssicherung in Stuttgart, vor (Halle 1, Stand 1313).

Beim Thema Zahnräder denkt man oft unwillkürlich an die Anfangszeit der Industrialisierung. Aber weit gefehlt – nicht nur der Bereich der gerade besonders aktuellen Windkraftanlagen, sondern auch andere wachsende Industriezweige wie der Schiffbau oder Erdölförderanlagen basieren zum großen Teil auf dem Einsatz großer Getriebe. Der Wirkungsgrad, die Geräuschemission und die Betriebsdauer hängen entscheidend von der Qualität der eingesetzten Zahnräder ab. Bis zu der Genauigkeitsklasse 3 werden z. B. für ein 1-m-Zahnrad Toleranzen unter 10 µm gefordert. Aus diesem Grund hat die Qualitätssicherung auf diesem Gebiet einen hohen Stellenwert eingenommen. Allerdings fehlten bislang geeignete Normale, um die Rückführung dieser Messungen sicherzustellen und damit die Güte der Messung durch Ermittlung einer aufgabenspezifischen Messunsicherheit einschätzen zu können.

Innerhalb eines EU-Forschungsprojektes hat die PTB nun ein Großverzahnungsnormal und eine hochgenaue Messeinrichtung zur Kalibrierung großer Bauteile direkt in der Industrie entwickelt. Die besondere Ausführungsform als Segment eines ganzen Zahnrades macht es möglich, dass das Normal ein großes Rad von einem Meter Durchmesser verkörpert, dieses aber zunächst noch auf den etablierten Messeinrichtungen innerhalb der PTB kalibriert werden kann. An dem Normal lassen sich sowohl Profil- als auch Flankenlinienmessungen durchführen. Unterschiedliche Steigungen (0°, 10°, 20°) und Steigungsrichtungen (gerade, links, rechts) machen das Normal universell einsetzbar. Die Kalibrierung aller Parameter erfolgte auf einem Koordinatenmessgerät, wobei das Normal in mehreren Positionen gemessen wurde. Die Ergebnisse zeigen eine gute Übereinstimmung innerhalb der abgeschätzten Messunsicherheiten von unter 5 µm.

ptb/es

Ansprechpartnerin:
Dr. Karin Kniel,
Arbeitsgruppe 5.33 Verzahnung und Gewinde,
Tel. (0531) 592-5388, E-Mail: karin.kniel@ptb.de

Media Contact

Erika Schow idw

Weitere Informationen:

http://www.ptb.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer