Hochtemperaturspeicher für Ökostrom

Bei Temperaturen von mehr als 1000 Grad untersuchen die Gießener Wissenschaftler feuerfeste Keramiken.

Der Anteil erneuerbarer Energien an der deutschen Stromproduktion liegt heute bei einem knappen Drittel. Er soll bis 2050 – so die Bundesregierung – auf 80 Prozent steigen.

Wind- und Solarenergie fällt auch an, wenn man sie nicht braucht. Und in windstiller Nacht erzeugen weder Photovoltaik- noch Windkraftanlagen Strom. Soll die Energiewende gelingen, benötigt man deshalb Speicher, die die stark schwankende Einspeisung von Strom ausgleichen und das Stromnetz stabilisieren. Dafür gibt es verschiedene Technologien, zum Beispiel Batterie- oder Pumpspeicherkraftwerke.

Eine Alternative besteht darin, Energie als Wärme zu speichern. Lechners Arbeitsgruppe will hierfür einen neuartigen Hochtemperaturspeicher entwickeln. Elektrische Heizelemente erzeugen dabei Wärme von bis zu 1200 Grad. Diese wird in Keramikelementen gespeichert. Bei Bedarf wird sie über eine Gasturbine in Strom und Heizenergie umgewandelt. Mit diesem Verfahren werden 80 Prozent der Ausgangsenergie nutzbar sein.

Forschungsschwerpunkte des Projekts liegen unter anderem auf Fragen der optimalen Geometrie des Speichers und der Integration der Heizelemente in den aus keramischen Formsteinen bestehenden Speicherblock.

Bestimmte Bauteile wie zum Beispiel Turbinenlaufräder oder Keramikkomponenten wollen die Wissenschaftler mit Verfahren der Lasertechnik fertigen, um die Gesamteffizienz der Anlage zu verbessern. Für diesen Projektteil ist Prof. Dr. Klaus Behler vom Kompetenzzentrum für Optische Technologien und Systeme der THM verantwortlich.

Die Kooperationspartner werden auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke Gießen eine Demonstrationsanlage mit einer Speicherkapazität von 1750 Kilowattstunden aufbauen. Großanlagen mit deutlich höherer Kapazität von bis zu 100 Megawattstunden sind möglich. Diese Energiemenge böte über 10.000 Haushalten einen Tag lang genügend Strom.

Lechner sieht das Hochtemperatur-Speichersystem zukünftig als einen wichtigen Baustein für eine energieeffiziente Stadt. „Durch die unkomplizierte Einspeicherung erneuerbarer Energien in Zeiten hoher Produktion und eine zeitversetzte Rückgewinnung von Strom und Wärme können ganze städtische Quartiere versorgt werden. Das System liefert Energie für Haushalte, Gewerbe und auch Elektrofahrzeuge.“ Im Vergleich zu anderen Technologien sei die Kapazität der Hochtemperaturspeicher zudem kostengünstig skalierbar.

THM-Vizepräsident und etem-Sprecher Prof. Olaf Berger bewertet die Förderung des Projekts durch das BMBF als wichtigen Schritt zur Etablierung des Forschungsschwerpunkts Energietechnik und -management an der THM.

„Energie ist ein fachübergreifendes Zukunftsthema mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Mit diesem und weiteren Projekten, in denen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten, tragen wir zur Profilbildung der Hochschule bei. Davon profitieren nicht nur unsere Studentinnen und Studenten, sondern auch die Unternehmen der Region.“

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Erhard Jakobs idw - Informationsdienst Wissenschaft

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