Heizen und Kühlen mit Abfallwärme aus der Industrie

Gruppenfoto vom Auftakttreffen der Projektpartner in Bozen (EURAC)

Das Südtiroler EURAC-Institut für Erneuerbare Energie erforscht die neue Technologie im Rahmen des Projekts „FLEXYNETS“, das vom europäischen Forschungsprogramm Horizon2020 mit zwei Millionen Euro finanziert wird. Der Startschuss fiel am gestrigen 7. Juli mit einem Treffen der Projektpartner an der EURAC in Bozen.

Fernwärmenetze funktionieren derzeit über hohe Temperaturen um die 90 Grad Celsius. Zum Heizen der einzelnen Gebäude müssen die Netze an große Heizkraftwerke, zum Beispiel Blockkraftheizwerke oder Müllverbrennungsanlagen angeschlossen sein. Die Technologie, an der das Südtiroler EURAC-Institut für Erneuerbare Energie nun forschen wird, arbeitet hingegen auch bei Temperaturen zwischen 10 und 20°C. Die Fernwärmenetze können somit zusätzlich auch aus Energiequellen mit niedrigeren Temperaturen als bisher gespeist werden.

„Wir arbeiten daran die Fernwärme und Fernkühlung von Morgen zu entwickeln. Dabei sollen bestehende Systeme keinesfalls ersetzt, sondern vielmehr in neue Konzepte integriert werden: Die Heizwärme – beispielsweise aus der Müllverbrennungsanlage – soll durch Wärme ergänzt werden, die in verschiedenen alltäglichen Prozessen produziert wird und derzeit ungenutzt verpufft“, erklärt Roberto Fedrizzi, Forscher am EURAC-Institut für Erneuerbare Energie und Studienleiter im Projekt FLEXYNETS.

„Indem wir bei der Verteilung mit niedrigen Temperaturen arbeiten, reduziert sich auch der derzeitige große Wärmeverlust in den unterirdischen Leitungsrohren, was das gesamte Netz künftig effizienter machen würde“, so Fedrizzi. Laut Experten könnte damit der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser um 80 Prozent gesenkt werden, für das Kühlen von Gebäuden um 40 Prozent. Europaweit könnten damit bis 2030 fünf Millionen Tonnen des CO2-Ausstoßes eingespart werden.

Die erste Phase des dreijährigen Projekts widmet sich dem Entwickeln der Technologie. Daran schließt sich eine Testphase an, die 2016 beginnen soll. „Wir werden im Technologiepark in Bozen im Rahmen der ersten Phase ein Labor einrichten, in dem wir ein Fernwärme- und Fernkühlungsnetz in Miniaturformat installieren. Dort können wir dann Kontrollstrategien und verschiedene Nutzungsszenarien simulieren und testen“, fügt Roberto Fedrizzi hinzu.

Die dritte Phase des Projekts widmet sich dem Ausarbeiten von Förderungsmaßnahmen zur Nutzung von Abfallwärme und Strategien, die die neue Technologie in die bereits bestehenden städtischen Systeme integriert. So werden zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sowohl Fernwärmeexperten als auch Vertreter der Stadtverwaltungen hinzuziehen.

Das Projekt FLEXYNETS steht unter der Leitung der EURAC. Am Auftakttreffen in Bozen am 7. und 8. Juli nahmen die Projektpartner aus ganz Europa teil: die Universität Stuttgart sowie auf Fernwärmesysteme spezialisierte Agenturen und Unternehmen aus Italien, Spanien, Deutschland und Dänemark.

http://www.eurac.edu/de/research/technologies/renewableenergy/Pages/default.aspx – EURAC-Institut für Erneuerbare Energie in Bozen

Media Contact

Laura Defranceschi idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer