Erste Solartankstelle der Region an der FH Bingen im Einsatz

Klimaschutz, Ressourcenschonung, neue Technologien in der Autobranche, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung bewegen die Gemüter und auch die Forscher an der Fachhochschule Bingen. Aktuell ergänzt eine Solartankstelle, die aus Sonnen- und Windenergie erzeugten Strom für Elektrofahrzeuge bereitstellt, das Forschungs-Equipment der technisch-naturwissenschaftlichen Hochschule.

Staatsministerin Margit Conrad und FH-Präsident Professor Dr. Klaus Becker nahmen heute die Anlage auf dem Campus in Bingen-Büdesheim in Betrieb.

Die regenerative Tankstelle entstand unter der Verantwortung von Elektrotechnikprofessor Dr. Christoph Wrede im Rahmen eines Studentenprojekts und in Zusammenarbeit mit der Transferstelle Bingen.

Margit Conrad: „Im Mai haben wir das Netzwerk Elektromobilität der Landesregierung gestartet. Die FH Bingen ist dabei ein wichtiger Partner. Jetzt erproben wir elektrische Mobilität in der Praxis u. a. mit unserem ersten Elektro-Dienstauto das wir gemeinsam mit der FH Bingen und der Görlitz Mobility Solutions GmbH ein Jahr lang testen. Die Dynamik im Bereich der alternativen Antriebe ist groß, denn eine klimafreundliche, technologieoffene Mobilität bietet Chancen für Automobilwirtschaft, Arbeitsplätze und Erneuerbare Energien. Wir wollen Kompetenzen bündeln und die Potentiale im Land stärken. Elektromobilität braucht Strom aus Erneuerbaren Energien. Wir wollen zeigen, wie regenerative elektrische Mobilität funktioniert. Die heute eröffnete Elektrotankstelle ist ein wichtiger Baustein in den Aktivitäten des Netzwerkes, zeigt sie doch wie wichtig die Verbindung von Elektroauto und intelligentem Stromnetz ist. In diesem Bereich gibt es noch viel zu forschen und Rheinland-Pfalz ist hier vorne dabei, gemeinsam mit der FH Bingen und den anderen derzeit 18 Partnern des Netzwerks.“

Umweltschutz, Elektromobilität, innovative Automobiltechnik, und erneuerbare Energien seien Schwerpunkte im Studium und in der angewandten Forschung an der Hochschule, die interdisziplinär bearbeitet werden, betonte Präsident Becker. „Da lag es nahe, vor Ort eine eigene Versorgungsstelle für unsere verschiedenen Forschungsfahrzeuge mit Elektroantrieb zu bauen“, freute er sich als Initiator über die Bereicherung auf dem Campus.

Idee und Vorgeschichte

Für größere Akzeptanz der Elektromobilität als umweltschonende Alternative zu Benzin- und Dieselantrieben forschen Professor Wrede und seine Kollegen unter dem Motto „global denken – lokal handeln“ in Bingen. Bereits seit vielen Jahren werden in den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau, Agrarwirtschaft und in Kooperation mit der FH-nahen Transferstelle für Rationelle und Regenerative Energienutzung Bingen Elektrofahrzeuge gebaut und getestet und moderne Technologien zur nachhaltigen Energie- und Treibstoffversorgung entwickelt. Eine eigene Tankstelle, die vorhandene Testfahrzeuge mit umweltfreundlich erzeugtem Strom auflädt und das regenerative Versorgungskonzept der FH ergänzt, fehlte bisher. Der Präsident stellte für die Realisierung des Projektes im Frühjahr ein Startkapital zur Verfügung, Dr. Wrede begann darauf mit der Umsetzung der Idee. Selbstverständlich war es dabei für ihn, seine Studierenden in Konzeption, Entwicklung und Umsetzung des Projekts einzubeziehen

und er fand in den Elektrotechnikstudenten Marcus Ewigleben und Lars Magnus auf der Suche nach einem Thema für die Praxisphase während ihres Studiums zwei engagierte Helfer. Das ehrgeizige Ziel: Der Prototyp einer Solartankstelle sollte im September einsatzbereit sein. Kabel wurden in einem Technik-Container verlegt, Photovoltaikmodule installiert, Messelektronik angeschafft und eingerichtet und zuletzt mit der Ladesäule, dem Herzen der Anlage, verbunden. „Schwierig war zuweilen die kostengünstigen Beschaffung der Komponenten“, erinnert sich Dr. Wrede. Doch mit Hilfe örtlicher und überregionaler Industriepartner, die Komponenten sehr günstig oder gar umsonst beisteuerten, gelang der Aufbau der Anlage in der angesetzten Zeit.

Technische Daten und neue Herausforderungen

Aus Pioniergeist, Professorenerfahrung, Know-how und Kreativität der beteiligten Studenten und Firmenunterstützung entstand die Forschungstankstelle. Sie erbringt aus 35 qm Photovoltaikmodulfläche eine Spitzenleistung von 6 kW und eine durchschnittliche Jahreserzeugung von rund 5.000 KWh. Etwa 300 bis 400 mal pro Jahr kann damit ein kleiner Elektro-PKW für durchschnittlich 100 km emissionsfreie Fahrt pro Ladevorgang betankt werden. Die Ladesäule verfügt über alle gängigen Anschlusssysteme, so dass alle elektrisch betankbaren Fahrzeuge vom Fahrrad bis hin zum PKW geladen werden können.

Privatkunden könne die FH künftig nicht bedienen, dazu fehle die Konzession und die entsprechende Kapazität der Anlage, räumt Dr. Wrede mit der Vorstellung auf, dass künftig private Kunden auf dem Campusgelände Schlange stehen. Genutzt wird die Anlage künftig unter anderem zum Laden des Elektro-Leichtfahrzeugs und des Elektro-Karts, die in Studentenprojekten gebaut wurden, für Studien zum Einsatz von Elektrofahrzeugen und bei Behörden im Auftrag des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums. Im Herbst erwartet Dr. Wrede zusätzlich zu Testzwecken einen Elektro-Roller vom Energiekonzern EWR.

Laborausstattung sei kostenintensiv, räumt der Präsident ein, aber ohne moderne Technik und neue Technologien sei praxisbezogene, zukunftsgerichtete Ausbildung des Fachkräftenachwuchses von Morgen – die originäre Aufgabe der Fachhochschule – nicht möglich. Das Projekt Solartankstelle sei ein weiteres Beispiel für das funktionierende Netz Hochschule-Wirtschaft, eine win-win-Situation für alle Beteiligten, von der allen voran die Studierenden profitieren, dankte Becker allen an der Umsetzung beteiligten für die Unterstützung.

Weitere Informationen zur Solartankstelle:
Internet: http://www.fh-bingen.de/4308.html
Prof. Dr. Christoph Wrede
Fachochschule Bingen
Berlinstr. 109
55411 Bingen
Tel: 06721/409 107
E-Mail: wrede@fh-bingen.de

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Vera Hamm idw

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