Müllermilch macht Bio-Sprit / Klimaschutz praktisch: Energie aus Molkereiabfall

Bio-Ethanol ist der Kraftstoff der Zukunft – darüber sind sich Experten einig. Nachwachsende Rohstoffe gelten als umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen. Derzeit sprechen allerdings noch die hohen Produktionskosten gegen die Verarbeitung von Biomasse wie Gerste oder Zuckerrüben. Kritiker verweisen zudem auf den großen Bedarf an Ackerfläche.

„Wir haben ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt, das Bio-Ethanol aus teilentzuckertem Permeat gewinnt – der so genannten Melasse“, sagt Stefan Müller, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Theo Müller. „Melasse entsteht als Restprodukt bei der Käseherstellung. Diese ist für uns praktisch ein kostenloser Rohstoff, wir sind dadurch besonders wettbewerbsfähig und von der Preisentwicklung beim Getreide unabhängig.“ Hinzu komme: Ein zusätzlicher Anbau von Biomasse sei nicht notwendig.

Im kommenden Monat soll mit dem Bau des neuen Produktionsgebäudes am Standort Leppersdorf (Sachsen) begonnen werden – 20 Millionen Euro wird die Unternehmensgruppe Theo Müller in die Bio-Ethanol-Anlage investieren. „Ende 2007 produzieren wir voraussichtlich den ersten umweltfreundlichen Müller-Bio-Kraftstoff-Zusatz. Pro Jahr wollen wir 10 Millionen Liter Ethanol gewinnen. Damit sind wir zukunftsweisend in ganz Deutschland“, ergänzt Müller. Derzeit befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit Ethanol-Herstellern, die durch den Zukauf des Kraftstoff-Zusatzes von Müller ihre Kapazitäten aufstocken wollen.

Das Produktions-Verfahren von Bio-Ethanol ist simpel und effizient: Bei der Herstellung von Käse fällt Molke an, aus der Eiweiß und Milchzucker abgetrennt werden. Bisher wurde die verbleibende Melasse entsorgt. Jetzt wird das Beiprodukt durch Zugabe von Hefe zu Alkohol vergoren und in einer Destillationsanlage von Wasser und Mineralien getrennt. Letztlich entsteht zu 99,8 Prozent reines Bio-Ethanol, das ohne Weiterbehandlung als Kraftstoff eingesetzt werden kann. „Bei dem gesamten Verfahren gelten höchste Sicherheitsbestimmungen und eine strikte Trennung von der Lebensmittelherstellung“, betont Müller.

Positive CO2-Bilanz

Noch ist die CO2-Bilanz bei der herkömmlichen Herstellung von Ethanol aus Biomasse umstritten. Zwar entsteht bei der Gärung nur soviel CO2 wie die Pflanze aufgenommen hat, doch sind die Verarbeitungsprozesse zusätzlich energieaufwendig. Die Müller-Gruppe kann mit ihrer Bio-Ethanol-Anlage eine eindeutig positive Bilanz vorweisen: „Die komplizierte Umwandlung der Biomasse zu einem kohlenhydratreichen Ausgangsprodukt entfällt bei uns. Außerdem setzen wir das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid zum Großteil wieder in unserem Werk ein. Damit sparen wir uns künftig den Zukauf von Kohlendioxid, das zum Transport unter großem Energieaufwand verflüssigt und bei minus 30 Grad Celsius gelagert werden muss“, erläutert Müller.

EU setzt auf Bio-Kraftstoff

Anfang März unterstrichen die europäischen Regierungschefs beim EU-Klimagipfel die künftige Bedeutung des nachwachsenden Rohstoffs als Bio-Sprit: Bis 2020 sollen in allen EU-Staaten Diesel und Benzin zu zehn Prozent aus Bio-Kraftstoff bestehen. Damit ist auch Deutschland angehalten, das erst im Oktober 2006 verabschiedete Biokraftstoffquotengesetz nachzubessern. Demnach beträgt ab 2007 der Biokraftstoff-Anteil im Diesel mindestens 4,4 Prozent, im Benzin 1,2 Prozent – mit einer jährlichen Anstiegsquote von 0,8 Prozent.

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Dirk Popp presseportal

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