Biotreibstoffe fördern afrikanische Telefonnetzwerke

Palm- und Kürbisöl könnten schon in naher Zukunft für die Mobiltelefonie Afrikas zum Alltag gehören. Ericsson und der südafrikanische Mobiltelefonanbieter MTN haben diese Woche angekündigt, Dieselöl in den Stromgeneratoren durch nachwachsende Treibstoffe zu ersetzen. Damit soll der Mobilfunk auch in entlegenen afrikanischen Regionen weiter ausgebaut werden. Für viele ländliche Gebiete sind Handys die einzige Möglichkeit nach außen zu kommunizieren – aufgrund der schlechten Infrastruktur wurden dort nie Telefonkabel verlegt. Zudem sind viele Regionen nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.

Der Development Fund der global agierenden GSM-Association hat bereits angekündigt das Pilotprojekt in Nigeria zu unterstützen. Dort sollen vor allem in den schwer zugänglichen Regionen, in denen keine öffentliche Stromversorgung vorhanden ist, mit Biotreibstoffen betriebene Generatoren Strom für die Basisstationen liefern. „Wir planen diese Systeme auch in Uganda, Ruanda und Kenia einzusetzen. Großes Interesse kommt auch aus Indien und Bangladesch“, meinte Ben Soppitt, Manager der GSM-Association. Mit dem Vorhaben soll auch die Produktivität der Bauern gehoben werden, denn die Stationen in Nigeria werden von lokal angebauten Ölpflanzen befeuert. Die Pflanzen sollen in unmittelbarer Nähe zu den Basisstationen gepflanzt werden, damit lange Wegzeiten vermieden werden. Nach ersten Angaben machen die Treibstoffkosten – inklusive der Transport- und Sicherungskosten – bis zu 80 Prozent aller anfallenden Kostenfaktoren im ländlichen Mobilfunkbereich aus.

„Eine frühe Adaption der Biofuel-Technologie wird Afrika an die vorderste Front einer neuen Innovationswelle stellen“, zeigt sich Karel Pienaar, Chief Technology Mitarbeiter von MTN, überzeugt. Die Einsparungen könnten wirklich groß sein, denn Ericsson schätzt, dass eine solche Mobilfunk-Basisstation rund 25.000 Liter Dieselöl jährlich braucht. Mit dieser Menge Treibstoff könnten 20 Autos 20.000 Kilometer weit fahren. Weltweit werden tausende solcher neuen Basisstationen gebaut – der Großteil in ländlichen Gebieten.

MTN gehört zu den größten Mobilfunk-Anbietern der Region Afrika-Naher Osten. Das Unternehmen arbeitet in 21 Ländern und hat 31 Mio. Kunden, Ericsson ist mit 30 Prozent Marktanteil der größte Telekom-Ausstatter. Für Afrika hat das Mobilfunk-Zeitalter gewaltige Verbesserungen in der Kommunikation gebracht. Nach Berichten der internationalen Fernmeldeunion ITU haben auch die 50 ärmsten Entwicklungsländer in den vergangenen fünf Jahren enorme Fortschritte beim Kampf gegen die digitale Kluft errungen. Zu den größten Erfolgsnationen zählten Länder wie die Kapverden, die Malediven, Samoa, Gambia, Lesotho und Mauretanien. Zum Teil weisen diese Staaten inzwischen eine Teledichte von 44 Anschlüssen je 100 Einwohner auf. Zwischen 2000 und 2005 hat die Mobiltelefonie ein jährliches Wachstum von 82 Prozent vorzuweisen. Hier waren die Staaten Djibouti (186 Prozent Wachstumsrate), die Demokratische Republik Kongo (184 Prozent), Niger (171 Prozent), Liberia (155 Prozent) und Mali (142 Prozent) jene mit den höchsten Wachstumsraten. Fast 90 Prozent der Handy-Besitzer nutzen Prepaid-Dienste.

Auch im einzigen Staat der Welt, der seit fast 16 Jahren keine Regierung hat, Somalia, gibt es trotz Bürgerkriegssituation vier verschiedene Mobilfunk-Anbieter. Seit Jahren gibt es hier keine Post- und Telekommunikation mehr. Die Mobilfunkanbieter offerieren mit Raten um 50 US-Cent pro Minute die billigsten Gespräche in die restliche Welt an.

Umweltschützer warnen indes vor einem absoluten Umstieg auf erneuerbare Treibstoffe. „Wenn die Palmöl-Plantagen dafür sorgen, dass Urwälder gerodet werden, ist der Umstieg auf diese Treibstoffe keine nachhaltige Lösung“, meint Reinhard Behrend, Vorsitzender der Umweltorganisation „Rettet den Regenwald“ http://www.regenwald.org , im pressetext-Interview. Behrend verwies auf die ökologische Katastrophe der Brandrodungen in Indonesien (pte berichtete: http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=061010043 ).

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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