Photovoltaik als Weg aus der Armut – Solarstrom fördert wirtschaftliche Eigeninitiative am unteren Mekong

„Bisher lag der Schwerpunkt bei ländlicher Elektrifizierung auf der Bereitstellung der Technik“, erläutert Sebastian Gölz, Projektleiter am Fraunhofer ISE, den neuen Ansatz, „In unserem Modell steht der wirtschaftliche Anreiz für den Betreiber im Vordergrund. Erst durch einen profitablen Anlagenbetrieb hat er ein Eigeninteresse daran, die Systeme dauerhaft betriebsbereit zu halten. Er sucht zusammen mit den Strombeziehern nach wirtschaftlichen Anwendungen, mit denen aus dem Strom Mehrwert erwirtschaft wird, zum Beispiel mit Wasserpumpen oder Mühlen.

Die Kunden verdienen so nicht nur das Geld für den Strombezug, sondern schaffen die Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und Erweiterung der Anlagen. So können sie erste Schritte aus der Armut tun. Die Investition für die Anlagen kann von Investoren oder staatlichen Institutionen kommen, die nachhaltige Entwicklung fördern wollen.“

In der laotischen Provinz Luang Prabang könnten so mit einem Investitionsvolumen von 3,2 Mio. US$ Dorfstromsysteme zur Versorgung von 6 000 Haushalten entstehen. In Machbarkeitsstudien hat das Fraunhofer ISE mit den Akteuren vor Ort das Projekt bankenfähig vorbereitet. „Durch das neue Geschäftsmodell wird ländliche Elektrifizierung auch für Geldinstitute und andere Investoren interessant“, so Gölz.

Voraussetzung für die Anregung privaten Unternehmertums ist ein niedriger Preis für den Photovoltaikstrom: Mit 30 USCent/kWh ist der Strom für die ländliche Bevölkerung bezahlbar und erlaubt dem Betreiberunternehmen dennoch ein profitables Geschäft. Die Fraunhofer Wissenschaftler erreichen durch eine neue Konzeption der Anlagen, die aus Photovoltaik (PV), Dieselgenerator und Batterien bestehen, eine drastische Senkung des Erzeugungspreises. Der Anteil der PV an der Gesamtversorgung wurde stark vergrößert, die Batteriekapazität stark verkleinert (Versorgungssicherheit einer statt drei Tage). Der Strom muss größtenteils tags in gewerblichen Anwendungen genutzt werden. Die Betriebszeit des Dieselgenerators wurde reduziert, dieser läuft nur abends zur Deckung der Spitzenlast. Der Einsatz von Simulationstools zur Systemauslegung und mehr als 15 Jahre praktische Betriebserfahrungen von PV Hybrid-Systemen des Fraunhofer ISE sichern die Qualität sowohl aus sozialwissenschaftlicher als auch aus technisch-ökonomischer Sicht.

Das Modell bringt Privatinitiative, staatliche Rahmenbedingungen und institutionelle Förderung zu einem funktionierenden System zusammen.“Statt Anlagen zu planen, haben wir einen Markt geplant, auf dem Betreiber und Kunden zusammen Anlagen nach ihren individuellen Bedürfnissen konzipieren und betreiben können“, fasst Gölz zusammen.

Die Idee war schon immer gut: Photovoltaik kann in armen Ländern des Südens die oft einzige reichlich vorhandene Ressource Sonne in Strom umwandeln. Die Lebensbedingungen von 2 Milliarden Menschen können so verbessert werden. Doch viele Projekte der ländlichen Elektrifizierung kamen nach der Installation ins Stocken, weil die Förderung „von oben“ zu Ende ging, es aber keinen Anreiz für einen Betrieb „von unten“ gab. Dieses Manko beseitigt das bankenfähige Geschäftsmodell des Fraunhofer ISE.

Die EU fördert die Arbeiten im Rahmen des Projekts Delta PRO RES. Die französische Stiftung FONDEM leitet das Projekt und bearbeitet Solar Home Systeme, das Fraunhofer ISE bearbeitet Dorfstromversorgungen. Partner sind in Kambodscha und Laos die Ministerien für Energie, in Vietnam ein NGO. Von März 2005 bis Oktober 2006 wurden Projekte im Wert von 12,2 Mio. US$ für 40 000 Haushalte erarbeitet.

Informationen zur Tagung am 5./6. Oktober 2006 in Pnom Penh und zum Projekt Delta PRO RES unter www.energies-renouvelables.org

Projektleiter
Sebastian Gölz, Fraunhofer ISE
Tel.:+49 (0) 7 61/45 88-52 28 Fax: +49 (0) 7 61/45 88-92 17
E-Mail: sebastian.goelz@ise.fraunhofer.de

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Karin Schneider idw

Weitere Informationen:

http://www.ise.fhg.de/

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