Wir brauchen ein Apollo-Programm für die Energieversorgung

„Die ausreichende Verfügbarkeit sekundärer Energien für die mobile Gesellschaft stellt die größte Herausforderung in diesem Jahrhundert dar“. Diese Quintessenz zog Professor Dr. Wolfgang Schröppel anlässlich des vom VDI, der TU München und dem VDE veranstalteten 7. Tages der Technik in Bayern. Dabei würden neben den traditionellen Energieträgern wie Wasser, Kohle, Erdgas und Uran erneuerbare Energien wie Biomasse, Wind und Sonne einen nennenswerten Beitrag zum zukünftigen Energiemix beitragen. Aber auch die Kernenergie werde eine Renaissance erleben.

Schröppel unterstrich, dass die Energieversorgung auch vor dem Hintergrund explodierender Ölpreise immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücke. Der derzeitige Weltbedarf an Energie belaufe sich derzeit auf knapp 20.000 Terawattstunden (TWh). Diese Nachfrage werde bis 2050 in Abhängigkeit vom Wachstum der Weltbevölkerung auf 45.000 bis 70.000 TWh steigen.

„Großbritannien steigt wieder in die Kernenergie ein und plant zehn neue Kernkraftwerke“, verdeutlichte Schröppel. Deutschland stehe im Gegensatz hierzu mit seinem eigenen Weg innerhalb der EU isoliert da. Vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Energiekrise dürfe die Kernenergie nicht länger tabuisiert werden. Unabhängigen Studien zufolge zeichne sich auch ab, dass die gemäß dem Kyoto-Protokoll angestrebte Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes nicht eingehalten werden könne. Vielmehr gehen neueste Erhebungen davon aus, dass es nach einer vorübergehenden Absenkung der Emissionen ab 2010 zu einem erneuten Anstieg komme, der bis 2010 bei 130 Prozent des Wertes von 1990 liege. Verantwortlich hierfür sei vor allem die weltweite Zunahme des Individualverkehrs. Schröppel: „Allein die Vorstellung, alle Chinesen fahren genauso viele Autos wie die Nordamerikaner, lässt einen vor dieser Herausforderung erschaudern“.

Neben der Bereitstellung von immer mehr veredelter Energie müsse gleichzeitig sparsamer und effizienter mit der verfügbaren Sekundärenergie umgegangen werden, plädiert Schröppel. Die Effizienz des Energieeinsatzes in den verschiedenen technischen Prozessen müsse gewaltig gesteigert werden, um den Menschen eine Zukunft in Wohlstand mit hoher Lebensqualität zu sichern. Schröppel im Klartext: „Wir brauchen ein Apollo-Programm für die Energieversorgung der Zukunft.“

Potenziale in der Reduzierung der Kohlendioxidemissionen sieht Schröppel zum einen im Austausch von veralteten Kraftwerken gegen neue mit deutlich verbesserten Wirkungsgraden, aber auch in der CO2-Sequestrierung und dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien. Auch unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes sei ein Ausstieg aus der Kernenergie zum jetzigen Zeitpunkt wenig sinnvoll. Langfristig sieht Schröppel auch in der Kernfusion Chancen. „Wir stehen momentan bei 16 MW Fusionsleistung, die für zwei Sekunden stabil gehalten werden kann“, verdeutlicht Schröppel. Vor 30 Jahren Jahren habe man das Plasma gerade für zwei Mikrosekunden stabil halten können. Das entspreche einer Verbesserung um den Faktor 106! Wenn sich diese Erfolge fortsetzen ließen, könne die Fusionsenergie ab 2040 zur Bereicherung des Energiemix beitragen.

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