Grazer Forscher suchen neue Treibstoff-Quellen

Pflanzliche und tierische Öle gewinnbringend herstellen

Wissenschaftler der Universität Graz haben auf der Suche nach neuen alternativen Kraftstoffen nun Unterstützung seitens der EU erhalten. Martin Mittelbach vom Institut für Chemie soll im Auftrag der EU-Kommission herausfinden, welche anderen pflanzlichen und tierischen Öle und Fette – außer Rapsöl – gewinnbringend für die Treibstoffproduktion verwendet werden können. Der Forscher soll neben den Möglichkeiten auch eventuelle technische Barrieren herausarbeiten, die bei der Verwendung von Ethanol zur Herstellung von Biodiesel auftreten können.

„Derzeit besteht der ökologische Treibstoff zu zehn Prozent aus Methanol, das aus Erdgas gewonnen wird“, so Mittelbach im pressetext-Interview. „Sinnvoller wäre jedoch Ethanol als nachwachsender Ersatz für Methanol, das nämlich aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird.“ Ethanol sei derzeit allerdings noch zu teuer und nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, erklärt der Wissenschaftler. Möglichkeiten gebe es genug: Zuckerrüben, Mais, Hirse oder auch Holz. „Gerade Holz wäre ein günstiger Rohstoff. Allerdings ist derzeit eine billige Verarbeitung technisch nicht möglich“, räumt Mittelbach ein. Eine Möglichkeit dazu haben Forscher der Universität Frankfurt erst im Vorjahr entdeckt. Den Biochemikern ist es gelungen, einen Hefetyp zu entwickeln, der wertlose Pflanzenabfälle in Alkohol umwandeln kann (pte berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=051130025 ).

Die Grazer Forscher haben auch noch eine andere alternative Rohstoffquelle für Biodiesel erschlossen: Tierfett und Tiermehl eignen sich einwandfrei zur Produktion des Treibstoffs. „Dabei gibt es einen großen positiven Nebeneffekt: Statt der teueren Entsorgung können Schlachtabfälle so wiederverwertet werden“, erklärt Mittelbach. Zudem werden mögliche BSE-Erreger im Zuge der Verarbeitung zerstört. Mittelbach geht davon aus, dass diese Variante optimal ist. „2004 ist in den 15 alten EU-Staaten fast 650.000 Tonnen derartiges Fett angefallen“, so der Forscher. Das entspreche etwa einem Drittel der weltweiten Biodiesel-Produktion.

Zu den größeren Hürden gehört es Fahrzeughersteller von der Sinnhaftigkeit der nachwachsenden Rohstoffe zu überzeugen. „Schließlich gibt es keine jahrelangen Testversuche“, räumt der Forscher ein. Das Potenzial sei jedenfalls groß, meint Mittelbach. Realistischerweise könnten zehn Prozent der Treibstoffe mittelfristig aus nachwachsenden Rohstoffen kommen. „Derzeit setzen die USA alles darauf, die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren“, berichtet Mittelbach. Pflanzenöle wie Palmöl erfahren derzeit einen starken Aufwind. Die Nachfrage steigt. Zu den Gewinnern gehören Malaysia, Indonesien und Indien. Der Experte betont im pressetext-Gespräch die Bedeutung von Alt-Speiseöl. „Eine flächendeckende Speiseölsammlung in Großstädten wäre sinnvoll.“ Die Zukunft sieht Mittelbach in einem ausgewogenen Verhältnis verschiedener Kraftstoffe. Biodiesel statt Diesel, Ethanol statt Benzin.

Für das Projekt „Biodiesel aus tierischen Fetten“ wurde Mittelbachs Team mit dem Energy Globe Styria Award 2005 in der Kategorie „Innovative Energie-Forschung“ ausgezeichnet. Mitarbeiterin Renate Uitz erhielt für ihre Dissertation zum Thema „Maiskolbengranulat zur Immobilisierung von Lipasen. Schlüsseltechnologie zur Biodiesel-Erzeugung“ den international ausgeschriebenen „She-Study-Award“ der Shell Deutschland Holding.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uni-graz.at

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