Ohne wenn und aber: Der Energiepass kommt

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt organisiert Energiekonferenz

Die Frage nach dem „ob“ ist beantwortet, es bleibt die Frage nach dem „Wann?“. Die Gespräche über den neuen Energiepass, den die Politik verlangt, gehen zu Ende. Die Verbände der Wohnungswirtschaft haben ihre Argumente, so gut es ging, auf den Tisch gelegt. Nun bleibt die Erwartung, wie stark der Energiepass die Branche aufrütteln wird. Der Leiter des Studienganges Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Prof. Dr. Hansjörg Bach, ist sich jedenfalls sicher, das die Energie generell zu einem entscheidenden Faktor im künftigen Vermietungsgeschäft wird. Seiner Hochschule ist dies künftig eine eigene Veranstaltung wert.

Und die Branche reagiert mit Präsenz: Über 140 Experten aus der Wohnungswirtschaft waren nach Geislingen zur ersten Südwestdeutschen Energiekonferenz gereist, die die Hochschule gemeinsam mit der TECHEM AG veranstaltete. Es ist offensichtlich, das Thema Energiepreise und Energiepass brennt der Wohnungswirtschaft auf den Nägeln. Bei steigenden Energiepreisen haben sich diese längst zu einem wesentlichen Bestandteil der zweiten Miete entwickelt. Die Wohnungsunternehmen stehen vor der Herausforderung, mit effizienten Maßnahmen, diese Preisentwicklung für die Mieter abzufedern. Die Mieter sind die Schlüsselfiguren in diesem Szenario. Oder, wie es der Geislinger Immobilienprofessor Dr. Ulrich Bogenstätter formuliert, die Mieter lassen sich mit einer besseren Energieeffizienz gewinnen und halten. Mieter stimmen heutzutage zunehmend mit den Füßen ab. Vereinfacht gesagt: Werden die Nebenkosten zu teuer, zieht man um. Bogenstätter definierte wissenschaftlich präzise verschiedene Mietertypen und deren Verhalten: ein Trend wird sich fortsetzen, zunehmende Mobilität. Der kommende Energiepass ist laut Bogenstätter eine Chance für die Wohnungswirtschaft. Er gibt Auskunft über die Qualität der Objekte, wenn es um die Energieeffizienz geht. Dieses Vermietungsargument wird noch zu wenig genutzt. Dabei sei es höchste Zeit zu reagieren: „Tue energetisch Gutes und rede darüber. Der Wettlauf um die Mieter hat bereits begonnen“.

Von dieser Einsicht sind die meisten Wohnungseigentümergemeinschaften noch weit entfernt. Dort wird das Thema vor sich her geschoben. Der Münchener Rechtsanwalt Horst Müller sieht auf dieser Seite des Vermietungsmarktes gar keinerlei Energiebewusstsein. Mit den entsprechenden Folgen: „Eine Eigentumswohnung könnte schwieriger zu vermieten sein, als eine Wohnung im Mietshaus.“ Dabei wird es keine Hintertüren geben. GdW-Referatsleiter Siegfried Rehberg machte klar, dass der Energiepass kommen wird. Frühestens in der Mitte des kommenden Jahres, auf jeden Fall bis zum Frühjahr 2007. Mit allen Konsequenzen: Wer den Energiepass für seine Objekte verweigert, wird zur Kasse gebeten – ein Bußgeld bis 15000 Euro droht am Horizont, stellte Peter Gerhardt von der TECHEM den Zuhörern in Aussicht. Der Pass selbst wird die Eigentümer und Wohnungsunternehmen ebenfalls belasten. Sieht Rehberg Kosten von 500 Euro für den „Ausweis“, stellt Christian Wetzel vom CalCon Institut in München klar, dass ein umfasssender Energiepass nicht unter 1000 Euro zu erstellen ist. „Da müssen Ingenieure ran und sorgfältig arbeiten, das dauert zwei Tage!“.

Der verlangte Nachweis über die Energieeffizienz kann von den Wohnungsunternehmen auch offensiv für das eigene Marketing genutzt werden. In Verbindung mit den entsprechenden Modernisierungsmaßnahmen kann sich ein Unternehmen mit einem eigenen Profil am Markt etablieren. Ein Beispiel dafür ist die Hofheimer Wohnbaugesellschaft, die diesen Weg konsequent eingeschlagen hat. Für Geschäftsführer Josef Mayr ist der Energiepass ein zusätzliches Marketinginstrument. Die Hausaufgaben im Vorfeld, hat sein Unternehmen bereits erledigt. Das generelle Thema „Energie“ spielte auf der Konferenz in Geislingen eine eigene Rolle. Vor allem die Frage, wie lange der Hauptenergieträger Öl noch zur Verfügung steht. Noch 60, noch 80 Jahre – es kamen unterschiedliche Zahlen auf den Tisch. Einigkeit herrschte dagegen beim Problembewusstsein, das Dr. Reinhard Jank von der Energieagentur Baden-Württemberg in einem Satz zusammenfasste: „Die Probleme beginnen lange vor dem Zeitpunkt, bevor die Energiereserven zu Ende gehen“. Auch wegen des Klimawandels werde man ab 2020 über völlig andere Preise reden müssen. Ergo, es geht um das Sparen und um die Technik. Sparpotentiale sieht Dr. Meir Wiechert von der Viessmann GmbH vor allem in den Technologien, die heute zur Verfügung stehen: In der Kessel- und Anlagentechnik. Vor allem die Brennstoffzelle als Alternative sieht er auf Jahrzehnte gesehen nicht als Option. Doch gerade den Mut zu innovativen Konzepten forderte Ralf Klausmann von der Freiburger Stadtbau ein, dessen Botschaft klar formuliert ausdrückte, dass sich eine nachhaltige Modernisierung rechnet.

Media Contact

Gerhard Schmuecker idw

Weitere Informationen:

http://www.hfwu.de/

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