Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung muss gesteigert werden

Auf der Jahrestagung des ForschungsVerbunds Sonnenenergie (FVS) in Köln diskutierten am 23. September Forscher, Politiker und Wirtschaftsvertreter, wie der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien zum Durchbruch verholfen werden kann. Mit fast 60 Prozent vom Gesamtenergieverbrauch ist Wärme die wichtigste Energieform für Deutschland. Einigkeit herrschte auf dem Podium darüber, dass Wärme- und Kälteerzeugung aus erneuerbaren Energien viel stärker vorangetrieben werden muss als bisher. Doch welche Beiträge müssen Wissenschaft, Wirtschaftsvertreter und Politiker dafür leisten?

Die Jahrestagung des FVS zeigt, wie Forschung und Entwicklung dazu beitragen, das große Energiepotenzial aus Sonnenstrahlung, Biomasse und Erdwärme mit immer besseren Wirkungsgraden in Nutzenergie umzuwandeln. Die Forschungsprojekte zur Wärme- und Kälteerzeugung mit erneuerbaren Energien sind heute in den Megawatt-Maßstab vorgedrungen. Systemtechniken, Nahwärmenetze, saisonale Energiespeicher und Integration von solarthermischen Anlagen in neue und vorhandene Gebäude stehen im Vordergrund der Forschung und Entwicklung.

Für den politischen Bereich fordert die EU-Parlamentarierin Mechthild Rothe: „Eine Umsteuerung ist dringend notwendig. Durch den Markt allein wird diese Entwicklung aber nicht getragen. Hier stehen die Politiker in der Verantwortung, eine Veränderung des Energiemix herbeizuführen. Ich werde mich im EU-Parlament für das Ziel einsetzen, bis 2020 EU-weit 25 Prozent der Heiz- und Kühlenergie aus erneuerbaren Energien zu speisen.“

Preisentwicklungen am Energiemarkt und zunehmende Klimaprobleme machen es dringender denn je, auch den Wärmemarkt mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Dr. Joachim Nitsch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt betont: „Die Möglichkeiten, vom Öl weg zu kommen, sind im Wärmemarkt am preisgünstigsten und am raschesten gegeben. Allerdings gibt es hier einen riesigen Nachholbedarf bei den Produktionskapazitäten, den technologischen Entwicklungspotenzialen und den Instrumenten zur Markteinführung. Insbesondere ein Erneuerbare- Wärmeenergie-Gesetz könnte die notwendige Dynamik entfalten, um die energiepolitischen- und insbesondere die CO2 Reduktionsziele zu erreichen.“

Der Geschäftsführer des Bundesverbands Solarindustrie (BSi), Gerhard Stryi Hipp, betont, dass für eine effizientere Markteinführung auch eine intensivere Forschungsstrategie benötigt wird: „Es ist nicht einzusehen, warum im Photovoltaikbereich zehnmal mehr Forschungsmittel ausgegeben werden als für die Solarthermie. Ziel der gemeinsamen Anstrengung von Forschung und Industrie ist das aktive solar voll versorgte Haus bis zum Jahr 2030. Um das zu erreichen, brauchen wir deutlich mehr Geld für die Solarthermie-Forschung.“

Stryi-Hipp ergänzt: Zusammen mit der europäischen Technologieplattform „Solarthermie“ startet die Wirtschaft eine breite Offensive, um auch in Zukunft die führende Stellung in der Welt zu behalten.“

Der energiepolitische Sprecher der Fraktion Bündnis90/ Die Grünen im Landtag NRW, Reiner Priggen, fordert, nicht nur Ziele zu setzen, sondern auch Margen festzulegen, wie sie erreicht werden sollten: „Um 25 Prozent der Wärmeenergie bis 2020 aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, brauchen wir ein jährliches Wachstum von 1,3 Prozent. Um dies zu erreichen, benötigen wir auf der Basis eines möglichst breiten politischen Konsenses ein Erneuerbare-Wärmeenergie-Gesetz, das zusammen mit den Vorgaben aus der europäischen Union den notwendigen Schub bringt.“

Joachim Nick-Leptin, Referatsleiter im BMU bestätigt, dass im Bundesumweltministerium an einer Wärmeregelung gearbeitet werde: „Wenn wir unsere Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien erreichen wollen, brauchen wir eine haushaltsunabhängige Förderung auch im Wärmebereich. Das BMU hat daher die auf der Tagung vorgestellte Studie in Auftrag gegeben. Auf der Grundlage dieser noch nicht abgeschlossenen Studie sollen im ersten Halbjahr 2006 unter Einbindung der Verbände Eckpunkte für eine Wärmeregelung erarbeitet werden.“ „Ein solches Wärmegesetz sollte sowohl ordnungspolitische als auch Mengenvorgaben beinhalten, die für verschiedene Technologien Teilquoten festlegt“, betont Dr. Joachim Nitsch: „Denn die wichtigste Energiequelle für den Wärmebereich ist die Solarstrahlung. Alle anderen Energiepotenziale aus Biomasse und Geothermie sind in Deutschland begrenzt.“

Wie groß die Forschungsaufgaben sind, macht Herr Dr. Volker Wittwer deutlich: „Wir müssen über den Einsatz von fassadenintegrierten Kollektoren in großem Maßstab nachdenken, neuartige Speicherkonzepte auf der Basis verbesserter Speichermaterialien verwirklichen und Nahwärmenetze auf der Basis regenerativer Energieträger aufbauen. Für das Ziel, bis 2020 rund 25 Prozent der Wärmeenergie aus erneuerbaren Energien zu decken, benötigen wir allein in der Solarthermie 10 bis 20 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren pro Jahr. Um diese Produktionskapazitäten aufzubauen, müssen wir bereits heute mit der Entwicklung geeigneter kostengünstiger Technologien beginnen.“

Media Contact

Dr. Gerd Stadermann ForschungsVerbund Sonnenenergie

Weitere Informationen:

http://www.FV-Sonnenenergie.de

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