Ohne Wickeldraht dreht sich gar nichts!

Wickeldrahthersteller in Deutschland – eine kleine aber feine Branche stellt sich vor

„Die Energie- und Kupferkosten sind seit dem Jahr 2000 um rund 50 Prozent gestiegen. Das wirkt sich auf die Preise aus“, sagt Ernst Michael Hasse von der Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH aus Lügde in Westfalen. Hasse spricht ein großes Problem an, mit dem nicht nur die mittelständische Elektroindustrie zu kämpfen hat. Bereits seit 50 Jahren produziert das traditionsreiche mittelständische Unternehmen Wickeldraht am Standort Lügde. „Mit den aktuellen Rohstoffpreisen werden die Schwierigkeiten am Produktionsstandort Deutschland nicht kleiner“, sagt Hasse. Vor allem internationale Anbieter, vornehmlich aus Süd- und Osteuropa, gingen äußerst preisaggressiv am Markt vor, um ihre Kapazitäten auszulasten, meint der mittelständische Unternehmer.

Wickeldrähte sind in der Regel runde lackierte Kupferdrähte mit einem Durchmesser von 0,01 mm (zum Vergleich: Das menschliche Haar misst 0,07 mm) bis 6,00 mm. Als Flachlackdraht wird Wickeldraht mit einer Querschnittsfläche von bis zu 80 mm? angeboten. Benötigt wird der Kupferlackdraht überall dort, wo elektrische Energie fließt, um Motoren anzutreiben (Energiewandlung) oder Strom zu transformieren (Energieverteilung). Die Automobilbranche ist heute der größte Abnehmer von Wickeldrähten. Im Auto stecken bis zu 80 Klein- und Kleinstmotoren, wie zum Beispiel bei den Fensterhebern, beim Schiebedach, aber auch bei der Motorsteuerung. Im Durchschnitt werden heute fünf Kilogramm Wickeldraht pro PKW verarbeitet. Neben dem Autobau findet Wickeldraht z. B. auch in Waschmaschinenmotoren, Elektroventilen und Steuerungen, in Handys, Quartzuhren, Bohrmaschinen, aber auch in großen Windkraftanlagen und elektrischen Maschinen Verwendung.

Die Produktion von Kupferlackdraht hat sich zu einem komplizierten High-Tech-Prozess entwickelt. Ausgangspunkt ist im Allgemeinen ein Gießwalzdraht aus reinstem Rohkupfer. Dieser Draht wird in verschiedenen Stufen dünn gezogen oder flach gewalzt. Auf diesen Draht werden dann bis zu dreißig einzelne Lackschichten aufgetragen. Wichtig: Das Endprodukt, die Kupferwicklung oder Spule muss spannungsfest und damit elektrisch sicher sein. Gleichzeitig soll die Spule gegen Hitze und Chemikalien unempfindlich und mechanisch hoch belastbar sein, um auch unter extremen Bedingungen sicher und zuverlässig zu funktionieren.

In Deutschland sind einige der größten und wichtigsten europäischen Hersteller von Wickeldraht beheimatet. Mit einer Jahreskapazität von annähernd 110.000 t zählen die Hersteller zu den größeren Herstellern von rundem Kupferlackdraht in Europa. Bezogen auf einen Drahtdurchmesser von 0,35 mm können aus dieser Kupfermenge Drähte mit einer Gesamtlänge von ca. 100 Mill. Kilometer hergestellt werden. Rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt die gesamte Branche. Neben der Schwering & Hasse GmbH, die mehr als 40.000 t Wickeldraht jährlich produziert, fertigt die Lacroix + Kress GmbH – ein Tochterunternehmen des französischen Nexans Konzerns – in Bad Arolsen und Bramsche mehr als 55.000 t Wickeldraht. Weitere große Player sind die EKS Isodraht GmbH & Co. KG, die in Mannheim produziert und als Spezialist für Feindrähte die Elektrisola GmbH & Co. KG aus Reichshof-Eckenhagen.

Die Branche blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. 2004 ist der Gesamtumsatz in der Teilbranche der Kabelhersteller – nach einem Einbruch in 2003 – um 5,7 Prozent auf 200 Mill. Euro gestiegen. „Allein bei der Umwelt- und Ressourcenschonung sind wir unseren Mitbewerbern um Jahre voraus – diese Technik lässt sich auch exportieren“, sagt Willy Schaumburg von der Lacroix + Kress GmbH. „Gute Qualität setzt sich langfristig durch, auch wenn sich in unserer Branche die „Geiz ist geil“-Mentalität immer mehr durchsetzt. Die Qualitätsrisiken chinesischer Drähte sind erheblich, wie der aktuelle Rückruf von Waschmaschinen von Whirlpool zeigt“, fügt Dr. Oliver Schildbach von der Elektrisola GmbH & Co. KG hinzu.

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