Wasserstoff als Energiequelle auf dem Vormarsch

Eine neue Plattform mit dem Titel „European hydrogen and fuel cell technology platform“ (Europäische Plattform für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie), die vom Präsidenten der Europäischen Kommission Romano Prodi, Vizepräsidentin und EU-Kommissarin für Energie und Verkehr Loyola de Palacio und EU-Forschungskommissar Philippe Busquin gefördert wird, hat am 20. und 21. Januar ihr erstes Treffen in Brüssel abgehalten.

Die Plattform soll dazu dienen, eine Strategie für die EU zu entwickeln, mit der sie ihre auf fossilen Brennstoffen basierte Wirtschaft auf eine auf Wasserstoff basierte umstellen kann. Die Plattform wurde eingerichtet, nachdem eine EU-Expertengruppe in einem Bericht darauf hingewiesen hatte, dass die EU ihre derzeit begrenzten eigenen Energieressourcen erweitern müsse, um mit dem steigenden Bedarf Schritt halten zu können. Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie könnten bei künftigen nachhaltigen Energiesystemen eine wichtige Rolle spielen und dazu beitragen, die Sicherheit der Energieversorgung in Europa und die Luftqualität zu verbessern sowie den Klimawandel einzudämmen.

Zur Ergänzung dieser neuen Plattform und im Rahmen der „europäischen Growth-Initiative“ wurde ein Wasserstoff- und Brennstoffzellenprogramm in die Quickstart-Liste für Verkehrs- und Forschungsprojekte aufgenommen, die Prodi Ende 2003 aufgestellt hatte.

„Bei dem gegenwärtigen Tempo wird sich die Abhängigkeit Europas von Ölimporten voraussichtlich von derzeit etwa 50 Prozent auf 70 Prozent oder mehr bis 2025 erhöhen. Diese Trends sind einfach unhaltbar“, so Prodi. „Wir müssen jetzt handeln, um diesen Trends entgegenzuwirken. Unser Ziel ist eine voll integrierte Wasserstoff-Wirtschaft bis Mitte des Jahrhunderts, die auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Diese Bemühungen werden nur dann erfolgreich sein, wenn nationale und europäische Ressourcen sowohl auf öffentlicher als auch auf privater Ebene koordiniert vereint werden. Deshalb rufen wir die europäische Partnerschaft für die Wasserstoff-Wirtschaft ins Leben.“

Derzeit gibt es keinen koordinierten technologischen Ansatz in diesem Bereich. Vielmehr überlappen sich die Aktivitäten. Deshalb hofft man, dass durch die neue Plattform eine umfassende und ehrgeizige europaweite Strategie für den Einsatz von Wasserstoff und Brennstoffzellen entwickelt wird. Ziel ist die Entwicklung der EU zu einem weltweit führenden Anbieter und Nutzer von Wasserstofftechnologien.

Der Vorteil von Wasserstoff besteht darin, dass er aus einer Vielzahl erneuerbarer Primärenergiequellen wie Wind, Biomasse und Sonnenenergie gewonnen werden kann. Er würde letztendlich allmählich fossile Energie vor allem Erdöl in vielen Bereichen ersetzen. Darüber hinaus könnten Brennstoffzellen potenziell die Art und Weise, wie wir Energie erzeugen und verbrauchen, radikal verändern.

Die Europäische Union war sich bereits 1988 der Bedeutung der Forschung im Bereich Brennstoffzellen bewusst und stellte dafür damals acht Millionen Euro für einen Zeitraum von vier Jahren bereit. Die bereitgestellten Mittel für Brennstoffzellenforschung sind inzwischen enorm gestiegen, und man geht davon aus, dass etwa 300 Millionen Euro zu diesem Zweck unter dem RP6 eingesetzt werden.

Im November 2003 startete die Kommission die europäische Initiative für Wachstum (Growth), um die Konjunkturerholung in der EU zu beschleunigen. Teil der Initiative ist das Quickstart-Programm, das ein 10-jähriges Programm für Forschung im Bereich Wasserstoff einschließlich Erzeugung und Verbrauch von Energie aus Wasserstoff vorsieht. Für dieses Programm, das von Mitgliedstaaten auf höchster politischer Ebene unterstützt wird, werden insgesamt etwa 2,8 Milliarden Euro öffentliche und private Mittel bereitgestellt. Die europäische Plattform für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ist Bestandteil dieser Initiative.

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