Die Datenflut im Einsatz beherrschen

Längst ist der Einkaufsbummel im Internet für viele Kunden zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch jedermanns Sache ist der Online-Handel nicht: „Viele Kunden zögern, wenn es beispielsweise um die Preisgabe persönlicher Daten geht“, sagt Thomas Prinz von der Universität Jena.

Der Informatiker arbeitet gemeinsam mit seinem Kollegen Kai Gebhardt am Projekt „SimProgno“, das Prof. Dr. Wilhelm Rossak vom Lehrstuhl für Softwaretechnik leitet. Im Fokus der Informatiker stehen jedoch nicht die Kunden, sondern die Internet-Händler. „Manager von Online-Shops müssen häufig komplexe Fragestellungen beantworten, die sie nicht selten überfordern“, sagt Thomas Prinz.

Das System bietet die Möglichkeit, die technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Entscheidungen abzuschätzen. Vor der Einführung neuer Bezahlsysteme im Online-Shop können somit der technische Aufwand, die entstehenden Kosten sowie der potenzielle Kundenzuwachs prognostiziert werden. „Mit der Software lassen sich auch die Auswirkungen von Marketing-Konzepten wie E-Mail-Werbung oder die Nutzung sozialer Netzwerke durchspielen“, sagt Prinz. So könne ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis ermittelt werden.

Die Jenaer Informatiker haben die Software „SimProgno“ entwickelt, um die Eventualitäten im Online-Handel realitätsnah abzubilden. Vom An-Institut für Angewandte Informatik der Universität Leipzig erhielten die Jenaer Wissenschaftler dafür die notwendigen Teilsimulationen. Ein weiterer Kooperationspartner ist der E-Commerce-Pionier Intershop in Jena, der reale Daten aus dem Online-Handel als Basis für die Simulationen geliefert hat. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „SimProgno“ werden die Informatiker der Uni Jena vom 5. bis 9. März auf dem Gemeinschaftsstand A10 „Forschung für die Zukunft“ in Halle 9 der CeBIT in Hannover der Öffentlichkeit vorstellen. Mit einem gemeinsamen Messeauftritt präsentieren sich dort Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

IT kann Leben retten – der Beherrschung der Datenflut im Rettungseinsatz widmet sich das zweite Projekt „OpenRMSS – Open Rescue Management Support System“ um die Gruppe von Dr. Volkmar Schau. „Bei der Arbeit von Feuerwehren und Rettungsdiensten werden heutzutage neue Technologien nur in geringem Umfang eingesetzt. So setzen Rettungskräfte wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst derzeit noch Laufzettel ein, um Informationen wie Zahl der Unfallopfer, Art und Schwere von Verletzungen zu sammeln und untereinander auszutauschen. Die häufige Folge ist Informationsverlust“, so Projektleiter Volkmar Schau. Durch den Einsatz neuer IT-Technologien lassen sich erhebliche Vorteile im Alltagsbetrieb und bei Großunfällen erzielen. Die im Forschungsprojekt „SpeedUp“ erlangten Erkenntnisse werden mit der offenen OpenRMSS-Plattform in die Community getragen.

Der Mitarbeiter am Lehrstuhl für Softwaretechnik von Prof. Rossak führt OpenRMSS gerade zur Industriereife. „OpenRMSS ist ein offenes System und dient der Unterstützung von Feuerwehren und Rettungsdiensten. Es wächst mit jedem Beitrag der vielen tausend haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter im Rettungseinsatz“, sagt Volkmar Schau. Im Kern geht es um ein elektronisches Kommunikationssystem am Einsatzort zur Informationserfassung und zum raschen Datenaustausch, so der Informatiker von der Universität Jena. Konzipiert ist es als offenes System, das heißt, es tauscht seine Daten im standardisierten PRML-Datenformat aus, arbeitet auf der Größe eines USB-Sticks und kann mit beliebigen Standardbausteinen erweitert werden.

Am Messestand wird der aktuelle Stand der OpenRMSS-Lösung demonstriert. Die Besucher können sich dabei in die Lage eines Feuerwehrmanns oder einer Rettungskraft versetzen und deren rollen- und behördenspezifische Aufgaben in einer Großschadenslage durchspielen. Der besondere Clou verbirgt sich hinter dem Zauberwort „Smart Tex“. In der Größe eines USB-Sticks wird OpenRMSS am Gürtel getragen und kann mit jedem beliebigen Tablet-PC genutzt werden.

Für ihre Arbeiten wurde die Gruppe im Herbst vorigen Jahres beim Gründer- und Innovationstag zum „Gründerchamp 2012“ gekürt.
Kontakt:
Dipl.-Inf. Thomas Prinz
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 1-4, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946338
E-Mail: thomas.prinz[at]uni-jena.de
Dr. Volkmar Schau
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 1-4, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946351
E-Mail: volkmar.schau[at]uni-jena.de

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Stephan Laudien idw

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