Wand des Todes: Neue Arten des Dornenkronenseesterns entdeckt

Einer der schlimmsten Fraßfeinde von Korallenriffen im Indo-Pazifik, der sogenannte Dornenkronenseestern, weist eine größere Artenvielfalt auf als bislang angenommen: So ist die Wissenschaft bisher davon ausgegangen, dass es sich bei Acanthaster planci um eine einzige weitverbreitete Art handelt.

Jetzt hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung des Geobiologen Prof. Dr. Gert Wörheide nachgewiesen, dass es tatsächlich vier Arten mit unterschiedlicher geographischer Verbreitung gibt. „Diese Entdeckung wird große Bedeutung für den Riffschutz haben“, betont Prof. Wörheide von der Universität Göttingen. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden jetzt in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Biology Letters“ veröffentlicht.

Korallenriffe gehören zu den artenreichsten Lebensräumen im Meer, sind aber durch Klimawandel, Ozeanversauerung und Überfischung zunehmend bedroht. Eine weitere Bedrohung ist der Dornenkronenseestern, der als Fraßfeind vom Roten Meer bis in den östlichsten Pazifik weit verbreitet ist. Der A. planci ernährt sich von den strukturbildenden Korallen und kann zeitweise in „Massenausbrüchen“ auftreten: Dabei fressen sich Tausende von Individuen wie eine „Wand des Todes“ durch ein Korallenriff und verwüsten es vollständig. „Auf diese Weise werden seit Jahrzehnten großflächig Korallenriffe im Indo-Pazifik zerstört. Über die Gründe der Populationsexplosionen streiten sich Wissenschaftler trotz jahrzehntelanger Forschung allerdings immer noch“, erläutert Prof. Wörheide.

Dem Wissenschaftlerteam ist es nun gelungen, mit Hilfe von DNA-taxonomischem Methoden die Artenvielfalt des A. planci zu entschlüsseln. Diese neuen Erkenntnisse sollen insbesondere in den Riffschutz einfließen. „Bislang wurden Strategien zum Management der Massenausbrüche aus dem Pazifik auf den gesamten Verbreitungsraum übertragen“, erläutert die Göttinger Doktorandin Catherine Vogler. „Die Unkenntnis über die Existenz dieser verschiedenen Arten hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass die Ursachen der Populationsexplosionen bisher nicht verstanden wurden“, so Prof. Wörheide. „Künftig sind möglicherweise Art-spezifische Managementstrategien notwendig, um die katastrophalen Ausbrüche in verschiedenen Regionen des Indo-Pazifiks zu minimieren.“

Originalveröffentlichung:
C. Vogler, J. Benzie, H. Lessios, P. Barber, G. Wörheide: A threat to coral reefs multiplied? Four species of crown-of-thorns starfish. Biol. Lett. doi:10.1098/rsbl.2008.0454 (online)
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Gert Wörheide, Georg-August-Universität Göttingen
e-mail: gert.woerheide@geo.uni-goettingen.de

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Marietta Fuhrmann-Koch idw

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