Wald: Lebensort und Klimaregulator

Ökologie und Biodiversität sind ein Kernthema im Zukunftskonzept der Fakultät Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie. In diesem Schwerpunkt geht es vor allem um die Erforschung der funktionellen Biodiversität: Bakterien, Pilze, Pflanzen und Tiere werden nicht nur mit modernsten molekularen Methoden erfasst, sondern in Experimenten auch ihre Bedeutung für Ökosysteme untersucht.

21.03.2011
Internationaler Tag des Waldes
Internationales Jahr der Wälder 2011
Beispiel dafür ist das soeben angelaufene EU-Forschungsprojekt „FunDivEUROPE“, das für „functional diversity“ steht. An sechs verschiedenen europäischen Standorten von Spanien bis Finnland wird von 24 Partnerinstituten aus 15 Ländern untersucht, ob artenreiche Wälder ökologisch besser „funktionieren“, unter anderem als Klimaregulatoren, und mehr Ökosystemdienstleistungen vollbringen als artenarme.

Dazu werden sowohl experimentelle Pflanzungen, als auch unterschiedlich artenreiche Altwälder untersucht. Gemessen wird die Holzproduktion, die Kohlenstofffestlegung, der Umsatz von Wasser und Nährstoffen, der Totholzreichtum und die Biodiversität von Tieren und Bodenpflanzen.

In diesem hochkarätigen EU-Forschungsprojekt ist Professor Wirth einer der sechs work package leader und mit seiner AG Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität für die Datensysteme und Datenpflege zuständig. „124 Baumarten gibt es in Europa“, erklärt der Biologe, „Aber wie sich deren Eigenschaften auf wichtige Ökosystemefunktionen auswirken, das wollen wir herausfinden“. Ziel sei es, schließlich Empfehlungen für die Forstwirtschaften zu geben. Das von der Uni Freiburg koordinierte Gesamtprojekt ist auf vier Jahre angelegt.

Bevor der Mensch die Erde besiedelte, war noch über die Hälfte der Landoberfläche bewaldet, heute nur noch 30 Prozent. Und von diesem Rest kann nur noch ein Viertel als ungestörter Urwald bezeichnet werden. Die Tropenwälder in Südostasien werden, wie auch die Wälder in Amazonien, derzeit am heftigsten geplündert. Vielerorts verschwinden sie für den Anbau von Plantagen und Weideland. Dabei sind sie zusammen mit den borealen Zonen Sibirien, Alaskas und Kanadas die letzten Urwälder unserer Erde.

„Alle Wälder in Mitteleuropa“, so Prof. Wirth, „sind durch Menschenhand verändert. Es gibt bei uns keine Urwälder mehr“. Urwälder sind auch das Thema des Buch „Old-Growth Forests“ , das Christian Wirth 2009 als Herausgeber veröffentlicht hat. „Alte Wälder binden große Mengen an Kohlendioxid“, fand der Wissenschaftler heraus. „Bisher hatte das niemand vermutet.“ Immer ging man davon aus, dass sich die Kohlenstoffbilanz in Urwäldern die Waage hält. „Bis ins hohe Alter von 600 Jahren verhalten sich Wälder wie ein Schwamm, der das Kohlendioxid förmlich aufsaugt.“ Außerdem wird extrem viel Kohlendioxid frei, wenn diese Wälder abgeholzt werden. In seinem Buch schlägt der Wissenschaftler vor, internationale Regelungen zu schaffen, die die Abholzungen verhindern. Einfach zu kontrollieren wäre das heute schon per Satelliten -Überwachung.

Denn Wälder sind nicht nur wichtige Klimaregulatoren sondern auch Hort der Biodiversität auf unserem Planeten: 80 Prozent aller Landlebewesen leben in Wäldern.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Wirth
Institut für Biologie, Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität
Telefon: +49 341 97 38 59 1
E-Mail: cwirth@uni-leipzig.de

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