Volkskrankheiten verstehen

Am 01. Oktober startet unter der Koordination des Helmholtz Zentrums München das weltweit größte Forschungsvorhaben, mit dem sämtliche Gene in embryonalen Stammzellen der Maus mutiert werden sollen.

Damit wird die Grundlage geschaffen, um die Funktionen aller Gene aufklären zu können. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, die Entstehung großer Volkskrankheiten wie Alzheimer, Depression, Diabetes mellitus oder chronische Lungenerkrankungen besser zu verstehen.

Die acht Partner unter der Koordination von Prof. Dr. Wolfgang Wurst vom Helmholtz Zentrum München erhalten für das auf fünf Jahre ausgerichtete Großprojekt EUCOMMTOOLS rund 12 Millionen Euro Forschungsmittel der Europäischen Kommission.

EUCOMMTOOLS hat ebenso wie sein Vorläuferprojekt EUCOMM das Ziel, die Funktion aller Gene und damit auch deren Bedeutung bei der Krankheitsentstehung aufzuklären. Das ist die Voraussetzung, um die großen Volkskrankheiten verstehen und deren Entstehung vorbeugen zu können. EUCOMM wird seit 2006 gefördert und ebenfalls von Prof. Dr. Wolfgang Wurst, Direktor des Instituts für Entwicklungsgenetik am Helmholtz Zentrum München, koordiniert. Wurst: „In den kommenden fünf Jahren wollen wir gemeinsam mit unseren amerikanischen und kanadischen Partnern aus dem ‘Internationalen Knockout Mouse Consortium (IKMC)‘ alle Gene der Maus mutiert haben, um anschließend deren Funktionen während der Entwicklung und in der erwachsenen Maus systematisch untersuchen zu können.“

Molekularbiologisches Instrument ist die Mutation einzelner Gene. Mäuse sind dafür ideale Modellorganismen, da das sich das Erbgut von Mensch und Maus sehr ähnlich ist. Ziel für die nächsten fünf Jahre ist es, die letzten 3.500 bislang unbearbeiteten Gene der insgesamt etwa 20.000 Mausgene durch so genanntes Gene Targeting auszuschalten. Dabei werden in embryonalen Mausstammzellen gezielt so genannte konditionale Mutationen erzeugt. Sie erlauben es, das jeweilige Gen in allen gewünschten Zellen und zu jedem gewünschten Zeitpunkt zu inaktivieren, um seine Funktionen im Gewebeverband des Gesamtorganismus zu bestimmen. Darüber hinaus werden die Wissenschaftler auch neue genetische Werkzeuge entwickeln, die den Prozess der konditionalen Mutagenese beschleunigen.

Das Ergebnis von EUCOMMTOOLS, EUCOMM und dem IKMC wird eine Bibliothek konditional mutierter Stammzellen sein, die der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung steht.

Im European Mouse Mutant Cell Repository (EuMMCR; http://www.eummcr.org) archivieren die Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München sämtliche von EUCOMM und zukünftig EUCOMMTOOLS mutierten embryonalen Stammzellen der Maus sowie alle genetischen Werkzeuge zur funktionellen Genanalyse aus diesen beiden Projekten. Sämtliche Materialien bieten sie über EuMMCR der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft an.

„Derzeit bereiten wir bereits die rechtlichen Grundlagen vor, um unsere Materialien sowie die Technologien auch kommerziellen Partnern anbieten zu können“, sagt Dr. Cornelia Kaloff, EUCOMMTOOLS- und EUCOMM-Projektmanagerin.

Weitere Informationen:

Das EUCOMMTOOLS Konsortium:

Helmholtz Zentrum München (Deutschland): Prof. Dr. Wolfgang Wurst (Koordinator)
Genome Research Limited (Großbritannien): Prof. Dr. Allan Bradley (Ko-Koordinator), Dr. William C. Skarnes
European Molecular Biology Laboratory (Deutschland/Italien): Prof. Dr. Nadia Rosenthal
Technische Universität Dresden (Deutschland): Prof. Dr. Francis Stewart
Consiglio Nazionale delle Ricerche (Italien): Prof. Dr. Glauco Tocchini-Valentini
Centre Européen de Recherche en Biologie et en Médecine (Frankreich): Prof. Dr. Yann Hérault
Universidad Miguel Hernández de Elche (Spanien): Prof. Dr. Salvador Martínez
Medical Research Council (Großbritannien): Prof. Dr. Steve Brown
Informationen zum Vorläufervorhaben EUCOMM: http://www.eucomm.org; http://www.eummcr.org
Informationen zum Internationalen Knockout Mouse Consortium:
http://www.knockoutmouse.org/about
Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit etwa 30.000 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.
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