Vermessung der Welt: Inseln für die globale Biodiversitätsforschung

Tropische Insel mit vulkanischem Ursprung: die Îles de Salut vor der Küste Französisch-Guayanas.<br>Foto: Universität Göttingen <br>

Wissenschaftler der Universität Göttingen und der US-amerikanischen Yale University haben die bislang umfassendste Beschreibung der Klimadaten und physischen Eigenschaften von Inseln auf der ganzen Welt veröffentlicht. Inseln machen gerade einmal fünf Prozent des Festlandes auf der Erde aus.

Sie sind jedoch Heimat für eine überproportional große Zahl von Tier- und Pflanzenarten und stellen Ökosystemleistungen für mehr als 500 Millionen Menschen bereit. Eine quantitative Beschreibung der ökologischen Bedingungen auf Inseln fehlte bislang. Die nun in der renommierten Fachzeitschrift PNAS erschienene Studie schließt diese Lücke.

Die Forscher untersuchten in ihrer Studie knapp 18.000 marine Inseln mit einer Fläche von mindestens einem Quadratkilometer. Sie trugen ökologisch wichtige Klimadaten und genau berechnete physisch-geografische Variablen wie die Fläche, Entfernung zum nächstgelegenen Festland oder den Anteil von Festland in der Umgebung der Inseln zusammen.

„Bisherige Daten – auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen – waren oft zu ungenau oder schlicht falsch“, erläutert der Erstautor der Studie, Patrick Weigelt von der Universität Göttingen. Die Forscher nutzten moderne statistische Verfahren, um die Inseln zu beschreiben, zu klassifizieren und auf Weltkarten darzustellen. Dadurch ist es nun möglich, Inseln mit ähnlichen Merkmalen zu lokalisieren und für weitere Studien oder Naturschutzmaßnahmen gezielt auszuwählen.

„Unsere Daten erlauben einen ganz neuen Blick auf die tausenden von Inseln auf unserem Planeten“, so der Leiter der Studie, Prof. Dr. Holger Kreft von der Universität Göttingen. Beispielsweise liegen 65 Prozent aller Inseln in den tropischen Breiten, und im Vergleich zum Festland herrscht auf Inseln überwiegend kühl-feuchtes Klima. „Wir haben auch herausgefunden, dass es überraschend viele Inseln mit gemäßigtem Regenwaldklima gibt, einem der seltensten Ökosysteme der Erde“, so Prof. Kreft.

Die neuen Erkenntnisse können bei der weiteren Erforschung von biologischer Vielfalt auf Inseln eine wichtige Rolle spielen. „Inseln sind Mikrokosmen, auf denen wir die Evolution von biologischer Vielfalt sowie ökologische Prozesse untersuchen und besser verstehen können. Zum ersten Mal haben wir nun einen standardisierten globalen Datensatz, der als Grundlage für die weltweite Erforschung von Inseln und ihren Lebensgemeinschaften dienen kann“, so Prof. Kreft.

Originalveröffentlichung:
Patrick Weigelt et al. Bioclimatic and physical characterization of the world’s islands. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA. August 2013. www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1306309110
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Holger Kreft
Georg-August-Universität Göttingen
Free Floater-Nachwuchsgruppe „Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie“
Büsgenweg 1, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-10727
E-Mail: hkreft@uni-goettingen.de
Weitere Informationen:
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