Sechs neue Nilhecht-Arten entdeckt – Zoologen untersuchen Süßwasser-Fauna im Süden Afrikas

Die neu entdeckte Nilhecht-Art Petrocephalus longianalis aus dem Lufubu-Fluss im Einzugsgebiet des Oberlaufs des Kongo.<br><br>Foto: Roger Bills<br>

Prof. Dr. Bernd Kramer vom Institut für Zoologie machte diesen Fund gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg und des South African Institute for Aquatic Biodiversity bei der Erforschung der Nilhecht-Gattung Petrocephalus im Süden Afrikas.

Bislang war man davon ausgegangen, dass die Gattung Petrocephalus weit weniger Arten umfasst. Die Untersuchungen des internationalen Forscherteams sind in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Natural History“ erschienen (DOI: 10.1080/00222933.2012.708452).

Nilhechte besitzen elektrische Organe und sind elektrosensibel: Sie verfügen also über Sinnesorgane, die die elektrischen Entladungen (EODs) anderer Nilhechte für die inner- und zwischenartliche Kommunikation melden und die eigenen Entladungen für die aktive Elektroortung nutzen. Das gilt ebenfalls für die neun bis zwölf Zentimeter großen Exemplare der Gattung Petrocephalus, die wegen ihrer stumpfen Schnauzen auch „Boxernilhechte“ genannt werden. Die EODs und die Morphologie bzw. zahlreiche Merkmale des Körperbaus sind allerdings artspezifisch.
Kramer und seine Kollegen gingen bei ihren Untersuchungen insbesondere der Frage nach, ob die Nilhecht-Art Petrocephalus catostoma wirklich – wie bisher vermutet – an zahlreichen, mitunter weit voneinander entfernten Gebieten angesiedelt ist. Sie nahmen die angeblichen Verbreitungsgebiete von Petrocephalus catostoma genauer unter die Lupe. Dabei stützten die Wissenschaftler ihre Arbeit vor allen Dingen auf morphologische Studien, in einigen Fällen konnten sie auch molekulargenetische Methoden einsetzen.

Die Analysen des internationalen Forscherteams förderten eine ungeahnte Artenvielfalt der Gattung Petrocephalus zutage: Kramer und seine Kollegen erkannten gleich sechs Unterarten, die bisher zu Unrecht mit der Art Petrocephalus catostoma in Verbindung gebracht wurden, als eigenständige Arten an. Als neue, bisher unentdeckte Arten identifizierten sie zudem Petrocephalus okavangensis und Petrocephalus magnitrunci im Okavango-Delta (Botswana), Petrocephalus magnoculis im Kunene-Fluss (Namibia), Petrocephalus petersi im Unteren Sambesi-Fluss (Mosambik), Petrocephalus longicapitis im Oberen Sambesi-Fluss (Namibia) und Petrocephalus longianalis im Lufubu-Fluss (im Norden Sambias).

Analysen der letzten Jahrzehnte basierten zumeist auf einer verhältnismäßig geringen Zahl von Vergleichsobjekten. Das Team um Kramer konnte nachweisen, dass dadurch – mit Blick auf die Nilhecht-Gattung Petrocephalus – ein verzerrtes Bild des großen Artenreichtums der Süßwasser-Fauna im Süden Afrikas entstehen kann. Für die Wissenschaftler gilt es nun, durch weitere morphologische und genetische Studien sowie über eine detaillierte Untersuchung der artspezifischen EODs die geographische Verbreitung und Herkunft der unterschiedlichen Petrocephalus-Arten zu klären.

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Bernd Kramer i.R.
Universität Regensburg
Institut für Zoologie
Tel.: 0941 943-2263 (oder 0941 91572)
Bernd.Kramer@biologie.uni-regensburg.de

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