Schwerkraft der Weltraumstation und des Weltraumflugs beeinflussen Entwicklung des Immunsystems

So sind Astronauten bei Start und Landung Belastungen ausgesetzt, die die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers gegen Infektionen stören. Diese Veränderungen des Immunsystems müssten vor Langzeit-Weltallmissionen zunächst untersucht werden, so die Forscher, deren Studie kürzlich im „The FASEB Journal“ veröffentlicht wurde.

Die Forscher untersuchten, wie die Antikörperproduktion beeinflusst wird, wenn sich ein Tier in einer Weltraumstation entwickelt, und welcher Teil eines Weltraumflugs den größten Einfluss auf diese Antikörper hat – das heiβt die Proteine, die das Immunsystem nutzt, um uns vor Krankheiten zu schützen. Hierzu sendeten sie Embryos des Spanischen Rippenmolchs (Pleurodeles waltl) zur Internationalen Weltraumstation, bevor die Molchembryos sogenannte IgM-Antikörper entwickelten. IgM-Antikörper sind die größten Antikörper im Blut und werden ebenfalls vom Menschen produziert.

Nach der Landung wurden diese Embryos mit Embryos verglichen, die auf der Erde entstanden sind. Die mRNA-Antikörper der Embryos aus dem Weltall und der Erde wiesen Unterschiede auf: Nach der Landung zeigten sich bei ersteren doppelt so viele IgM-Antikörper. Diese Ergebnisse zeigen, dass veränderte Schwerkraftverhältnisse während der Entwicklung Einfluss auf die Antikörper und die Neubildung weißer Blutkörperchen haben, die den Körper vor Infektionen schützen. Der Weltraumflug hatte weder Einfluss auf die Entwicklung der Molche, noch löste er Infektionen aus.

Die Wissenschaftler glauben, dass diese Veränderungen ebenfalls beim Menschen festgestellt werden könnten. Deshalb sind weitere Untersuchungen vonnöten, um herauszufinden, in welchem Maß die Schwerkraft das Immunsystem und die Funktionen weißer Blutkörperchen beeinflusst, die bei vielen menschlichen Krankheiten wie Krebs oder Diabetes eine wichtige Rolle spielen.

Veröffentlichung: Huin-Schohn C, et al. Gravity changes during animal development affect IgM heavy-chain transcription and probably lymphopoiesis. The FASEB Journal article fj.12-217547. E-publication, September 19, 2012. http://www.fasebj.org/content/early/2012/09/20/fj.12-217547.abstract

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Britta Schlüter idw

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