Ein Schlüssel zur personalisierten Medizin

Für die Entwicklung neuer Diagnostikverfahren auf DNA-Methylierung wurde dem Konstanzer Chemiker Prof. Dr. Andreas Marx vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) ein renommierter ERC Advanced Grant zugesprochen.

Ähnlich wie ein Diabetes-Schnelltest wird die neue Diagnostik auf DNA-Methylierung ein breitentaugliches und vereinfachtes Verfahren zur Frühdiagnose von Krankheiten, darunter Krebs, darstellen. Darüber hinaus eröffnet das Verfahren die Möglichkeit, Therapien besser auf Patienten abzustimmen – und öffnet damit die Tür für eine personalisierte Krankheitsbekämpfung, die passgenau an den Organismus des Patienten angeglichen ist und weniger Nebenwirkungen zeigt.

Das fünfjährige Forschungsprojekt an der Universität Konstanz wird vom Europäischen Forschungsrat mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert.

DNA-Methylierung gilt als die bedeutendste epigenetische Veränderung bei Menschen. Der Grad der Methylierung von Zellen ist ein wichtiger Hinweis auf Krankheiten und kann unter anderem zur Früherkennung von Krebs genutzt werden. Bisherige Methoden zum Test auf Methylierung sind jedoch nicht nur arbeitsintensiv und zeitaufwendig, sondern bergen auch ein hohes Risiko der Kontamination der entnommenen Probe. Für eine breite medizinische Anwendung sind diese Testverfahren bislang zu aufwendig und zu teuer.

„Unser Ansatz, in dem wir Chemie mit Biochemie und Biotechnologie verbinden, beruht darauf, diese Methoden stark zu vereinfachen, so dass ein Test mit etablierten Apparaten in jedem Diagnostik-Labor möglich wird“, erläutert Andreas Marx die Hintergründe seines Forschungsprojekts „EvoEPIGEN“. „Wenn wir erfolgreich sind, wird ein Test nicht mehr rund 16 Stunden dauern wie im derzeitigen Stand, sondern nur noch etwa zwei Stunden. Wir gewinnen knapp zwei Tage Arbeit und reduzieren wesentlich die Kosten und Risiken: Der Test wird massentauglich“, zeigt Marx die Tragweite eines vereinfachten Testverfahrens auf.

Ein massentauglicher und einfacher Test würde es ferner erlauben, anhand der Beobachtung der Methylierungsmuster der DNA den Verlauf einer Therapie besser einschätzen zu können. Eine Therapie könnte somit besser an den Patienten angepasst werden, um die Nebenwirkungen einer Behandlung zu reduzieren. Ein Schnelltest könnte somit ein wichtiger Schritt zu einer personalisierten Medizin sein.

„Das Ziel unseres Projektes ist es nicht nur, die Biochemie und ihre Anwendung in der Medizin voranzutreiben, sondern auch den Effekt der DNA-Methylierung besser zu verstehen“, erklärt Andreas Marx. Der Chemiker und seine Forschungsgruppe wollen auf diese Weise die Grundlagenforschung im Bereich der Epigenetik vorantreiben, um weitere Potentiale für die Medizin zu erschließen. „Ich danke dem Europäischen Forschungsrat für das in mich gesetzte Vertrauen und insbesondere auch allen Beteiligten, die sich in die Vorarbeiten eingebracht haben und das Projekt erst möglich gemacht haben“, bedankt sich Andreas Marx.

Hinweis an die Redaktionen:
Ein Foto von Prof. Dr. Andreas Marx kann im Folgenden heruntergeladen werden:
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Prof. Dr. Andreas Marx
Universität Konstanz
Fachbereich Chemie
Organische Chemie / Zelluläre Chemie
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Julia Wandt idw

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