Rostocker Forschungstaucher nehmen Muscheln ins Visier

Im Hintergrund der Vulkan Choshuenco - Gesche Kohlberg und Anne Herbst tauchbereit für Probennahmen

In einem aktuellen Projekt, gefördert durch das Internationale Büro des Ministeriums für Bildung und Forschung (IB / BMBF) untersuchen Rostocker Wissenschaftler gemeinsam mit ihren chilenischen Kollegen von der Universidad de Austral Chile / Valdivia (UACh) die biologischen Aktivitäten von Muscheln sowohl im Süß- als auch im Salzwasser.

Eine wesentliche Methode dazu sind Zeitrafferaufnahmen mit Unterwasser-Kameras, die zuvor durch Forschungstaucher ausgebracht worden sind.

Die Universität Rostock exportierte u.a. vor einigen Jahren bereits ihre Forschungstaucher-Ausbildung mit dem Ziel, chilenischen Kollegen und Studenten nach europäischen Standards auszubilden. Das Besondere daran ist, dass „Geprüfte Forschungstaucher“ lange Zeit ausschließlich deutsche Wissenschaftler waren.

Während in Europa mittlerweile Lösungen gefunden wurden, indem sich das ESDC European Scientific Diving Committee(ESDC) Regularien erarbeitet hat, die international besetzte Tauchgruppen zulassen, waren wissenschaftliche Projekte außerhalb Europas, für die nicht genügend deutsche Forschungstaucher vor Ort zur Verfügung standen, in ihrer Realisierung gefährdet.

„Wir haben jetzt das erste Mal mit neuer Technik einmalige Zeitrafferaufnahmen von Muscheln in einem chilenischen Binnensee gemacht“, sagt Dr. Gerd Niedzwiedz, der das Forschungstaucherzentrum an der Uni Rostock leitet.

„Das waren spannende Experimente, da nicht klar war, ob und wie die Untersuchungsobjekte auf die Kameras bzw. eingesetzte künstliche Lichtquellen reagieren“, sagt der Rostocker Projektleiter. Damit haben sich die Wissenschaftler jetzt ein Stück näher an die Frage herangetastet, wann Muscheln aktiv sind und wann nicht.

Die Antwort auf diese Fragen könnte insbesondere für Betreiber von Aquakulturen wichtig sein. „Muscheln haben in Gewässern eine Filterfunktion“, sagt Gerd Niedzwiedz. Sie filtrieren Wasser, reduzieren Nährstoffe und verbessern die Sichtweite unter Wasser.

Die Zeitrafferaufnahmen werden nun an der Uni Rostock mit Hilfe einer Bildauswerte-Software analysiert. Anfang Mai sind im Rahmen der aktuellen Forschungstaucherausbildung im Schweriner See mit zwei chilenischen Kollegen weitere gemeinsame Untersuchungen geplant.

„Der Schweriner See bietet optimale Bedingungen für eine effektive Ausbildung“, begründet Niedzwiedz die Entscheidung für dieses Gewässer. „Dort erwarten wir andere Muschelarten, wie beispielsweise die Dreikantenmuschel. Die künftigen Forschungstaucher sind außerdem in ein aktuelles internationales Projekt integriert.“

Nach dem Einsatz in Schwerin sollen die wissenschaftlichen Arbeiten ins Salzwasser verlagert werden, wo die wirtschaftlich bedeutsamen Miesmuscheln im Fokus der Untersuchungen stehen werden. Und: es gibt bereits jetzt weitere Projektideen von den Wissenschaftlern beider Länder, die wieder Forschungstauchaktivitäten beinhalten sollen. Text: Wolfgang Thiel

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