Realisierung von Mikrofluidikchips aus photosensitivem Glas für nanostrukturierte Zellträgersysteme

Modellierung eines mikrofluidischen Kreuzes in den einzelnen Prozessschritten. (a) Computer Modell, (b) Aufnahme nach der Temperung, (c) und (d) geätzte Strukturen nach 25 bzw. 45 Minuten.

Durch Ausnutzung des Mehrphotoneneffektes ist es möglich, Schwellenenergiedichten diskret im Glasvolumen von Lithium-Aluminium-Silicatgläsern zu applizieren, um im Laserfokus photochemische Gefügemodifizierungen zur Herstellung „vergrabener“ Strukturen im Submikrometerbereich zu erzielen. Diese können dann als mikrofluidisches Setup in Verbindung mit einem miniaturisierten Kultivierungssystem genutzt werden.

Bei photosensitivem Glas handelt es sich um Lithium-Aluminium-Silicatgläser, die zusätzlich mit mehreren Oxiden dotiert sind. Hervorzuheben ist hierbei das Silberoxid Ag2O. Während des Belichtungsprozesses werden Elektronen angeregt und diese wiederum rekombinieren mit den Silberionen.

Das dadurch entstandene atomare Silber clustert während des auf den Belichtungsprozess folgenden Temperregimes zu den sogenannten Silberkeimen. Auf diesen Silberkeimen strukturiert sich das umgebene amorphe Lithium-Silicat wiederum zu einer kristallinen Phase, welche im letzten Prozessschritt, dem nasschemischen Ätzen, herausgewaschen werden kann.

Die im Verbundprojekt entwickelten Technologien sollen genutzt werden, um die Zelladhäsion, -migration, -proliferation und -differenzierung durch Variation der Belichtungsparameter gezielt einstellen zu können. Erwiesen ist beispielsweise, dass sich Stammzellen durch Variation des Untergrunds unterschiedlich entwickeln.

So differenzieren Stammzellen auf weichem Untergrund eher zu Nervenzellen und auf hartem Untergrund bevorzugt zu Zellen des muskuloskelettalen Systems.

Hierfür muss nun zuerst ein geeignetes mikrofluidisches System in das photosensitive Glas geschrieben werden. Entscheidend sind die jeweiligen Belichtungsparameter. Mithilfe dieser Parameter werden nun im Glas unterschiedliche Rautiefenprofile generiert, mit deren Hilfe das Differenzierungsverhalten von Testzellen beeinflusst werden sollen.

Das Forschungsprojekt des Institutes für Bioprozess- und Analysenmesstechnik (iba) e.V. „3D Mikro- und Nanostrukturierung photosensitiver Gläser mit Hilfe von NIR-Femtosekundenlaserstrahlung für Zellträgerstrukturen in Mikrofluidikchips“ (FKZ: LI 916/11-1, Zuwendungsgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Laufzeit: 01.04.2013 – 31.03.2015) wird gemeinsam mit dem Fachgebiet „Anorganisch-nichtmetallische Werkstoffe“ der Fakultät für Maschinenbau an der Technischen Universität Ilmenau bearbeitet.

Weitere Informationen
Prof. Dr.-Ing. Klaus Liefeith, Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik (iba) e.V., Heilbad Heiligenstadt, Telefon: 03606 / 671 500, E-Mail: klaus.liefeith@iba-heiligenstadt.de

Weitere Informationen:

http://www.iba-heiligenstadt.de

Media Contact

Sebastian Kaufhold idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer