"Billigpflanzen" gefährden regionale Pflanzenvielfalt

Verwilderte Zierpflanzen breiten sich aus und bestimmen immer mehr das Bild der Städte und Gemeinden. Die Folge ist ein Einheitsbrei in der Pflanzenwelt – vielerorts wächst dasselbe, regionale Unterschiede gehen verloren. Einige sorgen sogar für Gesundheitsprobleme.

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Halle und der TU Berlin beschäftigen sich mit dem Verlust regionaler biologischer Vielfalt durch die Ausbreitung von Zierpflanzen und werben für eine verstärkte Verwendung regionaltypischer Pflanzen in Gärten.

Wein in Koblenz, Bier in Bamberg, Eierschecke in Dresden – jede Region in Deutschland pflegt ihre Besonderheiten. Regionale Identität schafft Zugehörigkeit in einer globalisierten Welt. Ausgerechnet im heimischen Garten wird regionale Identität jedoch oft vernachlässigt.

Alte Zierpflanzen, darunter auch viele einheimische Arten, werden in Gärten immer seltener. Fingerhut, Mohn, Rittersporn, Ackerringelblume, die früher Bauerngärten zierten, finden sich kaum noch. Stattdessen bieten Gartencenter im ganzen Land die gleichen Pflanzen an, die dann in Gärten von den Alpen bis zur Küste zu finden sind. Einigen dieser Zierpflanzen gelingt der „Sprung über den Gartenzaun“ – sie verwildern. Dabei haben preisgünstige Pflanzenarten besonders gute Verwilderungschancen, denn sie werden am häufigsten angebaut.

In Deutschland sind mehr als 200 verwilderte Zierpflanzenarten bekannt, darunter sind auch problematische Arten wie Drüsiges Springkraut, Japanknöterich oder Herkulesstaude. Auf den ersten Blick erscheinen Neuankömmlinge als Bereicherung, aber zumindest auf ausbreitungsstarke Risikopflanzen sollten wir verzichten.

Eine Alternative zur Einheitsbepflanzung sind regionaltypische Pflanzen. Einige Anbieter sind mit solchen Pflanzen und auch mit entsprechendem Saatgut auf dem Markt. Dieses regionale Pflanzgut ist genetisch vielfältig und daher oft widerstandsfähiger als importiertes Pflanzgut. Regionale Vermarktung und regionaltypisches Gärtnern kommen der Artenvielfalt zugute, fördern regionale Identität und machen Spaß bei der Gartenarbeit.

Ansprechpartner:

Dr. Sonja Knapp, Dipl. Geogr. André Schmiedel (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Halle)
Tel: +49 345 558 5308
E-Mail: sonja.knapp@ufz.de
Prof. Dr. Ingo Kowarik (Technische Universität Berlin)
Tel.: (0 30) 31 47 13-72
E-Mail: kowarik@tu-berlin.de
Internet: http://www.tu-berlin.de/oekosys/
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Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen. Hierzu stehen direkte Ansprechpartner für Fragen aus Medien, Politik und Öffentlichkeit bereit, arbeiten aktuelle Themen auf und vermitteln Experten.

Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.

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