Passivrauchen erhöht das Risiko, an Typ 2-Diabetes zu erkranken

Auch Passivrauchen erhöht das Risiko für Typ 2 Diabetes mellitus. Das ist ein Ergebnis der Nachfolgeuntersuchung des bevölkerungsbezogenen KORA-Surveys unter Leitung von Prof. Dr. H.-Erich Wichmann. Dass Aktivrauchen zu einem erhöhten Risiko für Typ 2-Diabetes führt, ist bekannt und wurde bereits in verschiedenen epidemiologischen Studien bestätigt. Ob auch Passivrauchen das Diabetesrisiko beeinflusst, war bisher nicht hinreichend untersucht worden.

In den Jahren 1999 bis 2001 führten Dr. Christa Meisinger vom Helmholz Zentrum München sowie Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) zusammen mit ihren Kollegen in der Region Augsburg an 1351 Probanden im Alter von 55 bis 74 Jahren orale Zuckerbelastungstests (OGTT) durch. Zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung war keiner der Probanden an Diabetes erkrankt. Der OGTT ist der Goldstandard zur Diabetes-Diagnose in epidemiologischen Studien. Wenn der Blutzuckerwert im OGTT nicht mehr normal ist, aber auch die Grenzwerte für Diabetes noch nicht überschreitet, liegt ein Prädiabetes vor.

In der Folgeuntersuchung nach sieben Jahren untersuchten die Wissenschaftler an 887 Studienteilnehmern aus der ersten Stichprobe, ob sie einen Typ 2-Diabetes entwickelt hatten. Für die Aktivraucher unter den Studienteilnehmern bestätigten sich die aus der Literatur bekannten Zusammenhänge: Wer zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung aktiv geraucht hatte, wies ein statistisch signifikant erhöhtes Diabetesrisiko auf. Aber auch Passivrauchen hat einen deutlichen Effekt: Nichtraucher, die zum ersten Untersuchungszeitpunkt zu Hause oder am Arbeitsplatz Passivrauch ausgesetzt waren, hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Typ 2-Diabetes zu erkranken als Studienteilnehmer, die weder aktiv noch passiv rauchen.

In einer weiteren Auswertung bezogen die Wissenschaftler nur Prädiabetiker ein. In dieser Gruppe war das durch Aktiv- und Passivrauchen bedingte Diabetesrisiko im Vergleich zur gesamten Studiengruppe noch einmal deutlich erhöht.

Die Ergebnisse verdeutlichen den Wert von Kohortenstudien für die epidemiologische Forschung: Durch die langjährige Beobachtung der Personen lassen sich Erkrankungsrisiken bestimmen und so neue Vorhersage- und Vorsorgemöglichkeiten entwickeln.

Weitere Informationen

Originalveröffentlichung: Kowall et al. Association of passive and active smoking with incident type 2 diabetes mellitus in the elderly population: the KORA S4/F4 cohort study Eur J Epidemiol DOI 10.1007/s10654-010-9452-6

Der Weltnichtrauchertag ist alljährlich am 31. Mai. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihn 1987 ins Leben gerufen.

KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) stellt eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung dar. KORA ist ein Netzwerk von bevölkerungsrepräsentativen Surveys und darauf aufbauenden Follow-up-Studien. Die Besonderheit dieser Plattform ist die breite Beteiligung externer Partner an der Planung, Durchführung und Finanzierung der einzelnen Vorhaben. Weitere Informationen: http://www.helmholtz-muenchen.de/kora

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an. In der Leibniz-Gemeinschaft sind 86 Institute vereint. Die wissenschaftlichen Beiträge des DDZ sind auf die Ziele der Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus und seiner Komplikationen sowie der Verbesserung der epidemiologischen Datenlage in Deutschland ausgerichtet. Daneben versteht sich das DDZ als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes, indem es Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen ist, wissenschaftliche Informationen zu Diabetes mellitus aufbereitet und für die breite Öffentlichkeit bereitstellt. Näheres unter http://www.ddz.uni-duesseldorf.de/index.html und http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

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Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Unser Ziel ist es, eine personalisierte Medizin für die Prävention und Therapie großer Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Erkrankungen der Lunge und des Nervensystems zu entwickeln. Als ein weltweit führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health untersuchen wir hierfür das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26.500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben. Weitere Informationen: http://www.helmholtz-muenchen.de

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