Neue Spinnengattung beißt bei Paarung zu – Vier neue Riesenkrabbenspinnen-Arten

Die neue Riesenkrabbenspinne May bruno aus dem südlichen Afrika © John Leroy

Eine lebende Riesenkrabbenspinne in der südafrikanischen Wüste zu entdecken ist schwierig, die Spinne detailliert zu untersuchen beinah unmöglich: Die Achtbeiner sind schnell, nachtaktiv und leben in unauffälligen Röhren im Sand.

„Zum Glück gibt es unsere Sammlungen, auf die wir zurückgreifen können“, meint Dr. Peter Jäger, Arachnologe am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.

Dort hat Jäger nun eine neue Gattung sowie vier zugehörige Arten der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) ausfindig gemacht: „Die Tiere wurden im Jahr 2004 von meinem damaligen Doktoranden Dirk Kunz gesammelt und nun von mir neu als May bruno wissenschaftlich beschrieben.“

Der Name der Art wurde im Biopatenschaften-Programm (www.biopat.de) vergeben, eine Tochter ehrte damit ihren Vater. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigten die Zugehörigkeit zu einer neuen Gattung.

Auffällig an den neu entdeckten Wüstentieren mit Beinspannweiten von 8 bis 10 Zentimetern sind die Fußspitzen. An diesen finden sich einzigartige Borstenbüschel, die an ihren Enden gefiedert sind.

„Diese verhindern wohl ein Einsinken und helfen den Tieren an der Sandoberfläche zu bleiben“, vermutet der Frankfurter Spinnenforscher.

Dass die Riesenkrabbenspinnen erfinderisch bei ihrer Fortbewegung auf dem heißen Wüstensand sind, weiß Jäger spätestens seit der Entdeckung einer Flik-Flak-schlagenden Spinne dieser Familie.

Und eine weitere Besonderheit entdeckte Jäger an den Spinnen: Alle vier untersuchten weiblichen Tiere hatten paarweise Bissspuren an ihren Vorderkörpern.

„Gut möglich, dass die Verletzungen bei der Paarung entstanden“, erklärt Jäger und ergänzt: „An den männlichen Tieren haben wir keine dieser Spuren entdecken können.“

Über den Sinn eines solchen Verhaltens will Jäger nicht spekulieren und hofft auf Kollegen, die die Paarung vor Ort beobachten.

Kontakt
Dr. Peter Jäger
Senckenberg Forschungsinstitut
Sektion Arachnologie
Tel. 069- 7542 1340
Peter.Jaeger@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Jäger, P. & Krehenwinkel, H. 2015. May gen. n. (Araneae: Sparassidae): a unique lineage from southern Africa supported by morphological and molecular features. African Invertebrates 56 (2): 365–392.

Nahezu 38,5 Millionen naturhistorische und naturwissenschaftliche Sammlungsstücke bewahrt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung an ihren Standorten in Frankfurt, Dresden, Görlitz, Weimar und Müncheberg. Die sehr umfangreichen Daten aus diesen Sammlungen stellen die Basis jeder taxonomisch-systematisch, ökologisch, biogeographisch oder biostratigraphisch ausgerichteten Grundlagenforschung wie auch angewandter umweltrelevanter Forschung dar. Dem Thema „Sammlungen“ ist die derzeitige Wanderausstellung „Senckenbergs Verborgene Schätze“ gewidmet, die aktuell im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt gezeigt wird.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.

Mehr Informationen unter www.senckenberg.de

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Judith Jördens Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

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