Nervengiften in Meeresfrüchten auf der Spur
Substanzen aus Mikroalgen, die sich in Fischen, Muscheln und Krebsen anreichern, können zu schweren Vergiftungen führen. Forscher des CNRS und des CEA haben nun zum ersten Mal die Mechanismen der zwei Algengifte, so genannte Phycotoxine, erforscht. Sie berichten im Fachmagazin PNAS darüber, wie und warum diese Substanzen neurologische Symptome hervorrufen.
„Die Entdeckungen sollen dazu beitragen, eine Basis für die Entwicklung neuer Screening-Methoden solcher Toxine zu finden“, erklärt der Mikrobiologe Yves Bourne vom CNRS gegenüber pressetext. Die beiden untersuchten Phycotoxine, ein Spirolid und ein Gymnodimin, gehören zu schnell wirkenden Giften, die im Mäuseversuch innerhalb weniger Minuten zum Tod der Tiere führten.
Gifte attackieren lebenswichtigen Rezeptor
Die Gifte blockieren einen lebenswichtigen Rezeptor – den Nikotinischen Acetylcholinrezeptor (nAChR). Diese Transmembranrezeptoren befinden sich auf der Membran von Muskel- und Nervenzellen und erlauben die Passage von kleinen ionisierten Molekülen in und aus der Zelle. Durch diese Blockade des Toxins kommt es zu Ausfällen und Störungen der Muskeln.
„Wir konnten genau feststellen wie diese Gifte an den Rezeptor binden“, erklärt der Forscher. Dieses Wissen soll in Zukunft dazu führen, Schnelltests von Muschelfleisch zu entwickeln mit denen die Präsenz solcher Gifte nachweisbar ist.
Ballastwassertanks transportieren Gifte um die Welt
„Bekannt ist, dass in Ballastwassertanks von Schiffen solche einzelligen Algen, die diese Gifte produzieren, rasch um die Welt transportiert werden können“, bestätigt Bourne. 1991 wurden Muschelkontaminationen in Kanada, dann vor der Küste Norwegens, Spaniens und Tunesiens bekannt. 2005 haben Behörden im Becken von Arcachon – einer bevorzugten Austernregion – kontaminierte Schalentiere entdeckt und kurzfristig Verkaufsverbote verhängt. „Das Thema ist sehr komplex und es gibt zum Teil viel zu wenig Literatur darüber“, meint der Wissenschaftler.
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