Eine Million Euro für die Erforschung molekularer Ursachen neuropsychiatrischer Krankheiten

Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg haben für den Aufbau einer gemeinsamen Graduiertenschule, der Leibniz-Graduate-School, eine Million Euro aus dem „Pakt für Forschung und Innovation“ der Leibniz-Gemeinschaft erhalten. Damit hat sich die Graduiertenschule im hoch kompetitiven Wettbewerbsverfahren der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) durchgesetzt und wird über die nächsten vier Jahre finanziert.

Ziel des neurowissenschaftlichen Forschungsverbundes ist es, neuronale Netzwerke und deren krankhafte Veränderungen zu untersuchen, um Ursachen von Lern- und Gedächtnisstörungen zu erforschen. Langfristig wollen die Wissenschaftler durch das Verständnis von Abläufen bei neuropsychiatrischen Krankheiten, wie Parkinson oder Morbus Alzheimer, zur Entwicklung neuer Therapieansätze beitragen.

Unter Federführung des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg werden Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Magdeburg kleinste Bausteine neuronaler Netzwerke, so genannte Synapsen, untersuchen und deren Bedeutung bei Verschaltungs- und Lernmechanismen mit modernsten Ansätzen der Human-, Maus- und Fliegengenetik erforschen.

An der neuen Graduiertenschule werden zudem Doktoranden und Masterstudenten, die sich mit genetisch bedingten, krankhaften Veränderungen an den Synapsen und mit Verschaltungsstörungen im Zentralen Nervensystem befassen, umfassend auf dem Gebiet der Neurogenetik ausgebildet. Damit wird die Leibniz-Graduate-School eine Lücke im Magdeburger Forschungs- und Ausbildungskonzept zwischen dem Studiengang ‚Integrative Neuroscience’, dem DFG-Graduiertenkolleg 1167 ‚Zell-Zell-Kommunikation im Nerven- und Immunsystem’ sowie den DFG-Sonderforschungsbereichen 779 ‚Neurobiologie motivierten Verhaltens’ und 854 ‚Molekulare Organisation der Zellulären Kommunikation im Immunsystem’ schließen.

Die Leibnitz-Graduate-School wird im April 2011 mit acht Doktoranden und fünf Masterstudierenden starten. Die Ausschreibung der Stellen befindet sich in Vorbereitung.

Hintergrund
Synapsen sind Schlüsselstrukturen der Kommunikation im Nervensystem. Sie bilden sich während der Hirnentwicklung zunächst spontan aus und werden in einem anschließenden Reifungsprozess des heranwachsenden Organismus weiter auf- und umgebaut, bis ein leistungsfähiges Gehirn entstanden ist. Während dieses Reifungsprozesses werden häufig kommunizierende Synapsen stabilisiert, und seltener benutzte Synapsen eliminiert, bis ein komplex verschaltetes neuronales Netzwerk aufgebaut werden konnte.
Solche Netzwerke sind an allen Leistungen unseres Gehirns inklusive Lern- und Gedächtnisvorgängen und der Regulation von kognitiven Prozessen beteiligt. Entsprechend sind Funktionsstörungen von Synapsen bzw. von ihren molekularen Bausteinen, so genannte ‚Synaptopathien’, häufig ursächlich mit neuropsychiatrischen Erkrankungen assoziiert.
Viele dieser ‚Synaptopathien’, wie Formen von mentaler Retardierung, Autismus, Schizophrenie, Epilepsie, Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer, sind genetisch bedingt oder haben eine stark genetische Komponente in ihrer Ausprägung.
Die Erforschung von Tiermodellen, wie Maus und Taufliege, sowie verfeinerte genetische Methoden, wie etwa Technologien der Next-Generation-Sequenzanalyse oder der Funktionsgenomik, haben die Erforschung von Hirnfunktionen und deren Störungen maßgeblich vorangetrieben. Dieser Thematik soll die neue Leibniz-Graduate-School gewidmet sein, die am 1. April 2011 ihre Arbeit aufnehmen wird.

Die acht Teilprojekte werden ganz unterschiedliche Fragestellungen der Synapsenbiologie an Fliege, Maus oder menschlichen Probanden und Patienten bearbeiten und dadurch den Kollegiaten ein möglichst breites Ausbildungsspektrum anbieten.

Ansprechpartner: PD Dr. Constanze Seidenbecher, Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg, Tel.: 0391 6263211, -218, E-Mail: constanze.seidenbecher@ifn-magdeburg.de

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Katharina Vorwerk idw

Weitere Informationen:

http://www.ifn-magdeburg.de

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