MHH-Forscher entdecken neue Funktion von Gerüstzellen des Lymphknotens

Viele Krankheitserreger nutzen den Darm als Eintrittspforte, um in den Körper zu gelangen und Erkrankungen auszulösen. Um sich gegen diese Pathogene zu schützen, ist es wichtig, dass das Immunsystem T-Zellen gezielt in den Darm lenkt.

Diese Abwehrzellen werden mit molekularen Adresskodes ausgestattet, die es den T-Zellen erlauben, in bestimmte Gewebe einzuwandern. Um in den Darm zu gelangen, müssen die Zellen zwei Moleküle bilden können: den Chemokinrezeptor CCR9 in Verbindung mit dem alpha4beta7-Integrin. Nur dann können sie dort ihre Funktion ausüben und Krankheitserreger bekämpfen.

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben jetzt gezeigt, dass die Gerüstzellen der Lymphknoten des Darms einen wichtigen Beitrag in diesem Prozess leisten. Ihre Arbeit haben die Forscher des Instituts für Immunologie und des Instituts für Funktionelle und Angewandte Anatomie jetzt im „Journal of Experimental Medicine“ (J. Exp. Med. 2008;205 2483-2490) publiziert.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass in den Darm-Lymphknoten nicht-hämatopoietische Stromazellen ­- also Zellen, die das Gerüst des Lymphknotens bilden und nicht dem Immunsystem zugeordnet werden – in der Lage sind, den Vitamin A-Metaboliten Retinsäure zu produzieren. Retinsäure regt wiederum die T Zellen an, CCR9 und alpha4beta7-Integrin zu bilden. Dank dieser Moleküle können sie in das Darmgewebe eindringen und dort Krankheitserreger unschädlich machen. Die Grundlage dieser Arbeiten bilden zwei innovative experimentelle Ansätze: die Transplantationen von Lymphknoten sowie die direkte Injektion von Zellen in die darmableitenden Lymphgefäße. Diese Methoden erlaubten es Swantje Hammerschmidt in der Arbeitsgruppe von PD Dr. Oliver Pabst, in Mäusen die Funktion von Stromazellen eines Lymphknotens entkoppelt von der Funktion der Immunzellen zu untersuchen.

„Wir hatten nicht erwartet, dass die Stromazellen die T-Zellen prägen würden, da vorangegangene Zellkulturexperimente anderer Arbeitsgruppen dendritische Zellen – also Zellen des Immunsystems – als Hauptakteure in diesem Prozess identifiziert hatten“, sagt PD Dr. Oliver Pabst. Offensichtlich erhalten Immunzellen Hilfe von Stromazellen. Diese Ergebnisse eröffnen jetzt eine grundsätzlich neue Sichtweise der Lymphknoten-spezifischen Prägung von T-Zellen. In Zukunft kann dieses Wissen ausgenutzt werden, um Impfstoffe zu entwickeln, die Immunzellen gezielt in den Darm dirigieren und zum Beispiel Durchfallerkrankungen verhindern.

Weitere Informationen erhalten sie bei PD Dr. Oliver Pabst, Telefon (0511) 532-9725, Pabst.Oliver@MH-Hannover.de

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

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