Marine Schwämme für die Medizin: Freiberger StartUp will begehrtes Extrakt aus Goldschwämmen fördern

Goldschwamm Aplysina aerophoba Andre Ehrlich

Mit ihrem Start-Up-Projekt wollen die zwei Absolventen der Bergakademie eine bromtyrosinhaltige Substanz gewinnen, die in den Goldschwämmen steckt. Sie kommen vor allem im Mittelmeer vor. Bromtyrosine zählen zu den Aminosäuren. Das besondere an den bromtyrosinhaltigen Stoffen: Sie wirken antibakteriell, antiparasitär und antiviral. Dadurch eigenen sie sich zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs, Psoriasis oder Malaria.

Die wertvollen Extrakte des Schwammes sind in den vergangenen Jahren in den Fokus der Wissenschaft gerückt. „Obwohl der Bedarf an Bromtyrosinen steigt, gibt es bisher keine effektive Methode zu deren Gewinnung“, weiß Geologe und Mineraloge Andre Ehrlich, der sich schon seit Schulzeiten mit marinen Schwämmen beschäftigt.

Unter der Leitung von Mentor Prof. Hermann Ehrlich von der Arbeitsgruppe Biomineralogy and Extreme Biomimetics des Instituts für Experimentelle Physik hat das junge Forscherteam eine innovative Methode entwickelt, mit der bis zu 100 Prozent der bromtyrosinhaltigen Substanzen aus einem Schwamm isoliert und extrahiert werden können.

Mitgründer und Chemiker Marcel Bürger erläutert: „Beim Bezug des Rohmaterials wird nur ein Teil des Schwammes unter Wasser abgeschnitten, sodass das Gewebe nachwachsen kann. Damit können wir das begehrte Naturprodukt auf nachhaltige Weise produzieren.“ Das Verfahren ist somit die erste und einzige Methode zur abfallfreien Gewinnung von Bromtyrosinen weltweit.

Die zwei Nachwuchswissenschaftler haben in Freiberg studiert und werden bereits seit vier Monaten durch ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt. Derzeit arbeiten sie daran, ihre Extraktionsmethode zu verfeinern und Kontakte in die Pharmaindustrie zu knüpfen. Erste Interessenten für das begehrte Goldschwamm-Extrakt gibt es bereits.

Unterstützung erhalten die zwei Gründungsinteressierten dabei nicht nur vom Gründernetzwerk SAXEED, auch Prof. Hermann Ehrlich steht weiterhin als Mentor mit seinem Fachwissen und seinen Kontakten zur Seite. Inzwischen ist die TU Bergakademie Freiberg für ihre gründerfreundlichen Bedingungen bekannt und konnte so beispielsweise auch im letzten „Gründungsradar – Hochschulprofile in der Gründungsförderung“ unter den mittelgroßen, deutschen Hochschulen den ersten Platz im Bereich „Gründungsunterstützung“ und Platz drei im Bereich „Gründungssensibilisierung“ erlangen.

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Madlen Domaschke idw - Informationsdienst Wissenschaft

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