Es lebe der Unterschied: vom Ursprung der Hautfarbe

Die Fruchtfliege (Drosophila melanogaster)<br>Fotolia, Roblan <br>

Der Hinterleib mancher Fliegen ist hell gefärbt, andere Fliegen besitzen einen dunkel pigmentierten Körper.Forscher an der Vetmeduni Vienna haben am Beispiel der Hinterleibspigmentierung von Fruchtfliegen eine Methode zur Erforschung genetischer Variationen weiterentwickelt.

Mit dieser Methode konnten die Wissenschafter einzelne Gene, aber auch punktuelle Veränderungen auf der DNA, so genannte SNPs, die mit der Pigmentproduktion in Zusammenhang stehen, identifizieren. Die Ergebnisse publizierten die Forscher aktuell in PLOS Genetics.

In früheren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Pigmentierung des Hinterleibs weiblicher Fruchtfliegen (auch „Schwarzbäuchige Taufliege“ genannt) sehr stark individuell variiert. Drosophila melanogaster ist eines der weltweit am intensivsten beforschten Tiermodelle in der Genetik.

Es wurden bisher neun verschiedene Gene identifiziert, die eine direkte Rolle in der Pigmentproduktion der Fliege einnehmen. Trotzdem ist bisher unklar, ob es Veränderungen in diesen Genen sind, die zu unterschiedlichen Pigmentstärken in Populationen führen, oder ob weitere Gene einen Einfluss auf die Färbung der Fliegenkörper haben.

Vergleich heller und dunkler Fliegen

Die zwei Wissenschafterinnen, Héloïse Bastide and Andrea Betancourt, arbeiten in der Forschungsgruppe von Christian Schlötterer am Institut für Populationsgenetik und haben sich der Fragestellung angenommen. Sie untersuchten 8.000 weibliche Fruchtfliegen, indem sie die Tiere in fünf Pigmentkategorien – von nicht pigmentiert über schwach bis sehr stark pigmentiert – einteilten.
Die Forscher mischten die 100 hellsten Fliegen und sequenzierten das gesamte genetische Material. Dasselbe taten sie mit der Gesamtheit der 100 dunkelsten Fliegen. Eine Abgleich der DNA Sequenzen brachte 17 Unterschiede im Genom der Fliegen ans Tageslicht. Bei diesen Unterschieden handelt es sich um so genannte SNPs (single nucleotide polymorphisms). SNPs sind im Genom verteilte Unterschiede einzelner Basenpaare. Diese Unterschiede werden von Generation zu Generation weiter vererbt und tragen zur Vielfalt innerhalb einer Population bei.

Die Regulation der Gene ist wichtig

Alle identifizierten SNPs befinden sich in der Nähe der bereits für ihre Rolle in der Pigmentproduktion bekannten Gene. Die meisten SNPs wurden allerdings in so genannten nicht-kodierenden Regionen im Genom, also in Bereichen der DNA, die keine Information für die Herstellung von Proteinen enthalten. Allerdings fanden sich in diesem Fall die SNPs in der Nähe einiger Sequenzen, die für die Regulation von „Pigment-Genen“ verantwortlich sind. Vereinfacht ausgedrückt: Die Pigmentierung der Fliegen wird nicht nur von den Pigment produzierenden Genen gesteuert, sondern resultiert aus den genetischen Veränderungen benachbarter regulatorischer Bereiche auf der DNA. Bastide und Betancourt erklären: „Wir konnten mit unserer Arbeit sehr viel über Kontrollmechanismen der Pigmentproduktion lernen. Einige unserer Erkenntnisse können möglicherweise auf andere Tierarten umgelegt werden. Unsere neue Methode is so kostengünstig und exakt, dass sie auch für viele Tier- und Pflanzenarten angewendet werden kann, die bisher nicht untersucht werden konnten. “

Der Artikel “A Genome-Wide, Fine-Scale Map of Natural Pigmentation Variation in Drosophila melanogaster” von Héloïse Bastide, Andrea Betancourt, Viola Nolte, Raymond Tobler, Petra Stöbe, Andreas Futschik und Christian Schlötterer wurde im Journal PLOS Genetics veröffentlicht und ist unter folgendem link abrufbar: http://www.plosgenetics.org/doi/pgen.1003534

Rückfragehinweise

Univ.Prof. Dr. Christian Schlötterer
Institut für Populationsgenetik
Veterinärmedizinische Universität Wien
T +43 1 25077-4300
christian.schloetterer@vetmeduni.ac.at
Aussenderin

Mag. Heike Hochhauser
Public Relations/Wissenschaftskommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien
T +43 1 25077-1151
heike.hochhauser@vetmeduni.ac.at

Media Contact

Heike Hochhauser idw

Weitere Informationen:

http://www.vetmeduni.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer