Größter Meeressaurier in der Arktis entdeckt

Alle bisherigen Größenmaßstäbe durchbricht ein Meeresreptil, dessen Fossil auf der Inselgruppe Svalbard im norwegischen Spitzbergen-Land entdeckt wurde.

Die Raubechse aus der Familie der Pliosaurier wog 45 Tonnen und maß 15 Meter, drei Meter lang waren alleine Schädel wie auch die Seitenflossen. „Es gibt kein ähnliches Wasserreptil, das ihm an Größe auch nur nahe kommt“, sagt Espen Knutsen vom Naturhistorischen Museum der Universität Oslo, im pressetext-Interview. Der Paläontologe war Teil des von Jørn H. Hurum geleiteten Ausgrabungsteams, das die Überreste des Reptils entdeckte. Das Tier, das noch keinen wissenschaftlichen Namen besitzt, lebte vor etwa 150 Mio. Jahren in der ausgehenden Jurazeit.

Pliosaurier waren die stärksten Räuber im Ozean und jagten Fische, Tintenfische und auch andere Meeresreptilien. Ihr Körper glich einer Paddelform und verfügte über mächtige Flossen, mit denen die Tiere durchs Wasser glitten. Der aktuelle Fund zeigt ein fast komplettes Exemplar. „Wir fanden Schädel, Hals und Rückenteile, die Schulterparts und eine fast vollständige Seitenflosse“, berichtet Knutsen. Im Schädel steckten noch mehrere Zähne, die bis zu dreißig Zentimeter lang waren und einen Durchmesser von sechs Zentimetern besaßen. Diese außerordentliche Größe sei durch Evolutionsprozesse erklärbar. „Nachdem die Beutetiere immer größer wurden, wuchsen auch die Räuber.“ Der Tod des gefundenen Tieres sei natürlicher Art gewesen und ginge auf keine Massenauslöschung zurück, da die Landsaurier erst 85 Mio. Jahre später ausgestorben seien, so Knutsen.

Die arktische Inselgruppe Svalbard, die zu Lebzeigen des Fossils gemäßigt warm war, ist heute ein reicher Fundort für verschiedene Meeresfossilen. Schon 2006 fand man den Schädel eines ersten Pliosauriers, der aus einem Berghang frei herausragte. Die nun entdeckten Reste eines weiteren, vollständigeren Exemplars sind für die Forscher die Bestätigung für die Existenz dieser noch unbekannten Pliosaurier-Art. „Die neuerlichen Funde haben unsere Annahme bestätigt, dass das Tier stärker und größer als alle vergleichbaren Arten war“, so Knutsen. Weitere Expeditionen sollen Hinweisen für weitere verborgene Fossilien nachgehen und klären, ob die Spitzbergen-Insel ein Ort waren, an dem Pliosaurier-Jungen aufgezüchtet wurden.

Vertreter der Pliosaurier wurden bisher in allen Weltmeeren gefunden, besonders in England, Australien, Russland und Südamerika. Der bislang größte identifizierte Pliosaurier ist der australische Kronosaurus, der bis zu elf Meter lang wurde. Beim nun entdeckten Reptil handelt es sich jedoch um eine neue Art. „Was wir gefunden haben, ist nicht nur größer als alle bisher bekannten Meeressaurier, sondern unterscheidet sich auch in gewissen Aspekten von ihnen – etwa im Aufbau der Wirbel, der Flossen oder des Schädels“, so Knutsen. Derzeit wird der Fund bloß als „Monster“ bezeichnet, doch die norwegischen Forscher suchen bereits nach einem passenden Namen. „Die wissenschaftliche Bezeichnung wird sich entweder an das Aussehen des Tieres oder an den Fundort anlehnen“, so der Paläontologe abschließend zu pressetext.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nhm.uio.no

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer