Der Gesundheit zuliebe: Biomarker-Schnelltests verbessert

Atemnot, Übelkeit, Schwindel – besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt, brauchen Ärzte möglichst schnell eine genaue Diagnose. Bei der Früherkennung lebensbedrohlicher Erkrankungen spielen Tests auf sogenannte Biomarker eine immer größere Rolle.

Biomarker sind in diesem Fall Inhaltsstoffe des Blutes, die in gewissen Konzentrationen typisch für bestimmte Krankheiten sind. Schnelltests können derartige Verbindungen vergleichsweise rasch und mit wenig Aufwand nachweisen. Doch je nach Hersteller und Analyselabor können die Ergebnisse solcher Untersuchungen erheblich voneinander abweichen. Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und der Ludwig-Maximilians-Universität München haben eine Primärmethode für die Messung des Wachstumshormons entwickelt, die helfen soll, klinische Labortests verlässlicher und vergleichbarer zu machen.

Kliniken und Labore überprüfen die Genauigkeit ihrer Analyseergebnisse üblicherweise durch Ringversuche. Dabei untersuchen mehrere Laboratorien ein und dieselbe Probe und vergleichen ihre Ergebnisse miteinander. Beim Vergleich der Ergebnisse von Schnelltests mit Proteinmarkern stellte sich dabei immer wieder heraus, dass die einzelnen Ergebnisse um mehr als eine Zehnerpotenz voneinander abweichen konnten. Solche Ungenauigkeiten können zu Fehldiagnosen führen, die für den Patienten psychisch belastend oder gar gefährlich sind und außerdem zu unnötigen Kosten im Gesundheitssystem führen.

Aus diesem Grund hat die PTB jetzt ein neuartiges Verfahren zur Messung von Proteinen im Blutserum vorgestellt, das gemeinsam mit Ärzten der Medizinischen Klinik (Innenstadt) der Ludwig-Maximilians-Universität in München entwickelt wurde. Gemessen wird das Wachstumshormon, das auch beim Doping eine Rolle spielt. Analytische Zuverlässigkeit und Genauigkeit beruhen auf der Anwendung der Isotopenverdünnungs-Massenspektrometrie (IDMS). Dieses Methodenprinzip wird seit langem zur Bestimmung von Qualitätskontroll-Zielwerten für diagnostische Marker wie Cholesterin, Glucose, Kreatinin oder Steroidhormone angewandt – allesamt eher „kleine“ Moleküle. Die jetzige Methodenentwicklung überträgt das Messprinzip (IDMS) von „kleinen“ organischen Molekülen auf „biologische“ Makromoleküle wie Proteine. Hierbei werden Aminosäureketten in kleine, analysetechnisch besser handhabbare Bruchstücke aufgespalten, die jedoch noch immer lang genug sind, um unverwechselbar als Fragmente des Mutterproteins erkannt zu werden. Dabei macht sich die chemische Analytik Techniken der Proteomforschung, insbesondere die enzymatische Proteinspaltung, zunutze.

Das Verfahren ist inzwischen international als von der PTB bereitgestellte Primärmessmethode anerkannt und die PTB somit das erste nationale Metrologieinstitut, das derartige Messungen anbietet. Auf diese Weise ermittelte Zielwerte könnten beispielsweise der Kalibrierung von Routinetests dienen. Dies ist ein erster Schritt, um die Lücke zu schließen, die bislang durch fehlende Zielwerte in der Qualitätssicherung für Routinemessungen diagnostischer Proteinmarker bestand. ptb/if

Ansprechpartner:
André Henrion, Arbeitsgruppe 3.12, Bio-Organische Analytik, Tel.: (0531) 592-3120, E-Mail: andre.henrion@ptb.de
Originalveröffentlichung:
Arsene, C. G.; Henrion, A.; Diekmann, N.; Manolopoulou, J.; Bidlingmaier, M.: Quantification of growth hormone in serum by isotope dilution mass spectrometry, Analytical Biochemistry, im Druck.
Als Vorabdruck:
Nature Precedings, http://hdl.handle.net/10101/npre.2009.4050.1 (07.12.2009)

Media Contact

Imke Frischmuth idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer