Ein Gen – viele Funktionen

Die Forschergruppe untersucht unter dem Titel „Funktionelle Konsequenzen von alternativem Spleißen in T-Zellen“, welche Folgen es hat, dass die Zwischenprodukte von Genen in unterschiedlicher Weise zerschnitten und zusammengesetzt werden.

„Die Bewilligung der neuen Emmy Noether-Gruppe belegt erneut, wie attraktiv die Philipps-Universität auch für den qualifizierten Nachwuchs ist“, kommentiert Uni-Vizepräsident Professor Dr. Frank Bremmer die Förderzusage. „Unsere forschungsstarken Lebenswissenschaften bieten ein hervorragendes Umfeld für junge, ambitionierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“ Das Emmy Noether-Programm bietet promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach einem Auslandsaufenthalt die Möglichkeit, durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe die Befähigung für eine Laufbahn als Hochschullehrerin oder Hochschullehrer zu erwerben.

Florian Heyd studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin und an der University of Cambridge. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und promovierte bei Professor Dr. Tarik Möröy an der Universität Duisburg-Essen über die „Regulation von CD45-alternativem Spleißen durch U2AF26 und Gfi1: Bedeutung für die T-Zell-Aktivierung“. Auch die neue Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit dem Vorgang des alternativen Spleißens. Darunter versteht man einen Verarbeitungsschritt am primären Genprodukt, der so genannten Boten-RNA (englisch messenger-RNA, kurz mRNA).

Die mRNA eines Gens enthält meist mehrere Abschnitte, die als Vorlage für die Biosynthese von Proteinen dienen und deshalb als protein-kodierende Bereiche (Exons) bezeichnet werden. „Durch alternatives Spleißen können protein-kodierende Bereiche der prä-mRNA wahlweise in die reife mRNA aufgenommen oder daraus ausgeschlossen werden, so dass ein einzelnes Gen zur Produktion verschiedener Proteine genutzt werden kann“, erläutert Heyd.

„Trotz einer Korrelation von Spleißdefekten mit verschiedenen Erkrankungen, und obwohl genomweite Analysen gezeigt haben, dass sich die Spleiß-Muster in verschiedenen Zelltypen beträchtlich unterscheiden, gibt es bislang praktisch keine weitergehende Forschung darüber, welche funktionellen Konsequenzen sich daraus ergeben“, führt der Biochemiker weiter aus. Die neue Nachwuchsgruppe soll nun ruhende und aktivierte T-Zellen als Modellsysteme nutzen, da sie gut definierte Unterschiede in Funktion und Spleiß-Profil aufweisen. Alternative Spleißvorgänge während der T-Zell-Aktivierung sollen gezielt manipuliert und die Auswirkung auf funktioneller Ebene analysiert werden. Daneben plant Heyd Untersuchungen an Mäusen, um die Bedeutung von alternativem Spleißen direkt am lebenden Objekt untersuchen zu können, also „in vivo“.

Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Dr. Florian Heyd,
Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Funktionelle Konsequenzen alternativen Spleißens in T-Zellen“
Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung (IMT)
Tel.: 06421 28-63113
E-Mail: florian.heyd@uni-marburg.de

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