Geckos kommunizieren überraschend flexibel

Der Tokeh kann seine Rufe an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen kann, wie man es von den komplexen Kommunikationssystemen von Vögeln und Säugetieren kennt. Frank Lehmann / Max-Planck-Institut für Ornithologie

Die ausgefeilten Kommunikationssysteme von Vögeln und Säugetieren zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Laute sich verändernden Umweltbedingungen anpassen können.

Einer der Mechanismen dafür ist der sogenannte Lombard-Effekt, bei dem unter Umgebungslärm die Lautstärke der produzierten Laute zunimmt. Dieser Lombard-Effekt wird oft begleitet von einer Zunahme der Lautdauer, wodurch sich die Laute besser vom Hintergrundlärm abheben.

Auch bei Reptilien gibt es einige Arten die kommunizieren, so zum Beispiel der Tokeh (Gecko gecko), ein nachaktiver Gecko aus Südostasien. Aus seinem Repertoire an Lauten hebt sich insbesondere der laute und namensgebende GECK-O-Ruf heraus, dem eine Reihe schnatternder Rufe vorausgeht.

Henrik Brumm und Sue Anne Zollinger vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben Tokehs nun Umgebungslärm von maximal 65 dB(A) vorgespielt, was ungefähr dem Geräuschpegel einer belebten Straße entspricht. Sie wollten herauszufinden, ob der Lombard-Effekt auch bei einem Reptil nachgewiesen werden kann.

Tatsächlich verlängerten die Tokehs unter Umgebungslärm die Dauer ihrer GECK-Töne um sieben Prozent und die der O-Töne um 37 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Der GECK-O-Ruf erfüllt zwei wichtige Funktionen der Kommunikation beim Tokeh, die des Anlockens einer Paarungspartnerin und die Verteidigung eines Reviers gegen Rivalen. Der Tokeh, und sehr wahrscheinlich auch andere vokal kommunizierende Reptilien, ist also in der Lage seine Rufe flexibel an die Umgebungsbedingungen anzupassen.

Einen Lombard-Effekt haben die Forscher jedoch nicht gefunden, die Amplitude der GECK-O-Rufe veränderte sich nicht in lauter Umgebung. „Die Studie zeigt, dass der Lombard-Effekt unabhängig voneinander bei Vögeln und Säugetieren entstanden ist“, sagt Henrik Brumm, Erstautor und Forschungsgruppenleiter in Seewiesen.

Die Tokehs entwickelten jedoch eine andere Strategie, um die Lautstärke ihrer Rufe zu erhöhen: Sie produzierten bei Umgebungslärm mehrmals hintereinander den lauten GECK-O-Ruf und weniger oft den leiseren, schnatternden Ruf im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Beschallung.

„Wir denken, dass die Notwendigkeit, dass ausgesendete Signale auch ankommen die treibende Kraft ist für die Evolution eines Kommunikationssystems, ganz unabhängig von der Tiergruppe“, sagt Sue Anne Zollinger, Koautorin der Studie.

Media Contact

Dr. Sabine Spehn Max-Planck-Institut für Ornithologie

Weitere Informationen:

http://www.orn.mpg.de

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