Fünf gute Gründe, E10 in den Tank zu füllen

Als „absurd und irrational“ bezeichnet der Biowissenschaftler Prof. Eckhard Boles von der Goethe Universität die aktuelle emotionsgeladene Debatte um die Einführung von E10.

„Es ist nicht der Biokraftstoff E10, der angeklagt und verdammt werden muss, sondern die eklatanten Fehler in der Informationsweitergabe der Automobilindustrie und der Politik, und nicht zuletzt die sensationslüsterne Panikmache in den deutschen Medien.“

Boles erforscht seit vielen Jahren die Gewinnung von Biosprit aus Pflanzenabfällen. Seine Methode hat den Vorteil, dass sie nicht in Konkurrenz zur Produktion hochwertiger Nahrungsmittel wie Zuckerrohr oder Mais tritt.

Boles nennt 5 gute Gründe für die Einführung von Super E10:

1. Bioethanol hat eine positive Klimabilanz.
Das in Deutschland verwendete Bioethanol ist nach EU-Nachhaltigkeitsvorschriften zertifiziert und spart gegenüber Benzin etwa 50 Prozent des klimaschädlichen Gases CO2 ein. Weiterführende Entwicklungen in den nächsten Jahren werden zur Einsparung von über 90 Prozent CO2 führen.
2. Die Gewinnung von Bioethanol ist ökologisch vertretbar.
Die biologische Herstellung von Bioethanol leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Da die Pflanzen auf überschüssigen Ackerflächen wachsen, wird die Artenvielfalt dadurch nicht bedroht und kein Regenwald gerodet.
3. Bioethanol macht unabhängig von den Ölmultis im nahen Osten.
Eine lokale und dezentralisierte Produktion von Kraftstoffen gibt angesichts immer wieder aufflackernder politischer Unruhen in den Ölstaaten mehr Planungssicherheit und Preisstabilität.

4. Die Produktion von Bioethanol schafft Arbeitsplätze in Deutschland und nützt hiesigen Bauern.

5. Bioethanol schont die Erdölreserven.
Erdöl ist zu schade, um in Automotoren verbrannt zu werden. Es sollte besser der Produktion wertvoller Produkte wie Kunststoffe oder Medikamente dienen.

Nicht verstehen kann Boles die vielen Fehlinformationen über mögliche Schäden für die Fahrzeuge. Er fährt nicht nur seinen eigenen Wagen seit Jahren mit einem Anteil von über 10 Prozent Bioethanolanteil im Benzin, sondern verweist auch auf die guten Erfahrungen in Brasilien, den USA und Schweden: „In Brasilien wird Bioethanol seit Jahren in deutlich höheren Konzentrationen dem Benzin zugemischt, ohne dass dabei Schäden am Motor oder den Dichtungen aufgetreten wären.“ Auch in den USA gibt es seit Anfang 2011 bereits E15 mit 15 Prozent Bioethanolanteil. Die Autos dort fahren mit denselben Motoren wie die Autos in Deutschland. Probleme sind nicht bekannt.

Noch wünschenswerter als die Einführung von E10 wäre nach Ansicht von Boles die politische Unterstützung für die Einführung von E85. In Schweden wird E85 stark gefördert und von den Verbrauchern gut akzeptiert. Bis 2018 wollen die Schweden von Mineralöl unabhängig sein „Mit nur geringfügiger Umrüstung könnten auch bei uns fast alle Autos mit E85 fahren“, so Boles. Damit hätten alle Autofahrer freie Wahl, entweder normales Benzin oder E85 zu tanken. Da Bioethanol eine geringere Energiedichte hat als Benzin, beträgt der Mehrverbrauch bei E10 etwa zwei Prozent. „Dieser Unterschied muss von den anbietenden Mineralölfirmen preislich ausgeglichen werden“, fordert Boles.

Um die Gewinnung von Biosprit aus Pflanzenabfällen im industriellen Maßstab weiter entwickeln zu können, hat Prof. Boles zusammen mit Dr. Gunter Festel die Firma Butalco gegründet. Sie finanziert sich vor allem aus privaten Mitteln. Hauptinvestor ist der norddeutsche Windenergie-Produzent Volkswind GmbH.

Informationen: Prof. Eckhard Boles, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel: (069) 798- 29513; Mobil: 0170/6031833; e.boles@bio.uni-frankfurt.de.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die „Science City“ auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.

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