Fortpflanzung und Lebensspanne hängen zusammen

Die Keimdrüsen sind vor allem bekannt für ihre Rolle bei der Fortpflanzung. Sie beeinflussen aber auch die Lebensspanne des betreffenden Tieres. Das Entfernen der Keimzellen verlängert beim Rundwurm C. elegans die Lebenszeit. Die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen waren bislang jedoch ein Rätsel.

Jetzt haben Wissenschaftler am Kölner Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns herausgefunden, dass durch das Entfernen der Keimzellen ein “molekularer Schalter” umgelegt wird – und sich so die Lebensspanne des Wurms verlängert. Dabei spielen Elemente einer Art “Entwicklungs-Kontroll-Uhr” des Wurms eine zentrale Rolle.

Der Rundwurm Caenorhabditis elegans ist ein in der Alternsforschung häufig genutzter Modellorganismus. Gesteuert durch eine Art “Entwicklungs-Kontroll-Uhr” entwickelt er sich vom Ei über vier Larvenstadien zum erwachsenen Wurm. Wissenschaftler um Yidong Shen aus der Abteilung von Institutsdirektor Adam Antebi haben mit einem Laser die Keimzellen entfernt. Dabei entdeckten sie, dass der verbleibende Teil der Keimdrüse die Produktion von Dafachronsäure auslöst. Dieses Steroidhormon aktiviert sogenannte microRNAs, die wiederum als winzige “molekulare Schalter” funktionieren und so auf Gene einwirken, die ihrerseits Langlebigkeit begünstigen. Interessanterweise konnten Antebi und Kollegen schon früher zeigen, dass genau dieser Steroidhormon-microRNA-Schalter Teil der “Entwicklungs-Kontroll-Uhr” ist. Somit führt der Verlust der Keimzellen letztendlich dazu, dass der Wurm Elemente der Entwicklungskontrolle nutzt, um ein lebensverlängerndes Programm zu starten.

Mit diesen Erkenntnissen haben die Max-Planck-Wissenschaftler weitere Puzzleteile zu Beschreibung und Verständnis der Regulation von Langlebigkeit hinzugefügt. Die Frage ist nun, ob es ein ähnliches microRNA-gesteuertes Schalter-System auch beim Menschen gibt.

Originalarbeit:
A steroid Receptor–microRNA switch regulates life span in response to signals from the gonad
Yidong Shen, Joshua Wollam, Daniel Magner, Oezlem Karalay, Adam Antebi
Science, 14 December 2012

Kontakt:
Dr. Adam Antebi
Max Planck Institute for Biology of Ageing, Cologne
Phone: +49 (0)221 478 89680
E-mail: antebi@age.mpg.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Sabine Dzuck
Tel.: +49 (0)221 478 89605
Mobil: +49 (0)151 628 03539
E-Mail: sabine.dzuck@age.mpg.de

Media Contact

Sabine Dzuck Max-Planck-Institut

Weitere Informationen:

http://www.age.mpg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer