Flirten in Farbe: Zebrafische machen sich für den Partner schön

Aufwändige sekundäre Geschlechtsmerkmale bei Tieren werden oft übersehen, weil sie außerhalb des Wahrnehmungsbereichs des Menschen liegen. Dazu gehören zum Beispiel ultraviolettes Licht, Ultraschall, elektrische Signale oder Pheromone. Manche Tiere ändern für die Paarung kurzzeitig die Farbe. Anders auszusehen, als die anderen, birgt nämlich auch das Risiko, von Raubtieren besser gesehen zu werden. Die Wissenschaft nennt das ephemeral nuptial colouration, was so viel heißt wie „kurzzeitige Hochzeitsfärbung“.

Erste systematische Studie

Zebrafische (Danio rerio) werden in vielen Labors als Modellorganismus gehalten. Deshalb sind die Tiere in der Forschung mittlerweile gut bekannt. Über ihr Fortpflanzungsverhalten weiß man aber erst wenig. Wie bei vielen Schwarmfischen scheinen auch die beiden Zebrafisch-Geschlechter gleich auszusehen, zumindest für Menschen. In früheren Studien war zwar ein Einfluss der Farbmusterung auf ihr Sozial- und Fortpflanzungsverhalten vermutet worden, dennoch wurde die Körperfärbung bei diesen Tieren noch nie systematisch untersucht.

Färbung digital verglichen

Sophie Hutter, Attila Hettyey, Dustin Penn und Sarah Zala vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) untersuchten nun zwei Gruppen von erwachsenen Zebrafischen: eine Gruppe domestizierter Tiere und eine, die von wilden Zebrafischen abstammte. Sie verglichen die Färbung der Tiere morgens, wenn die Tiere bevorzugt balzten und ablaichten, und nochmals später am Tag, wenn sich die Tiere wie üblich in ihrem Schwarm bewegten. Um die Farbe der Tiere messen zu können, machten die Wissenschafter digitale Fotos und analysierten diese dann mit einer speziellen Computersoftware um Farbwerte genau bestimmen zu können.

Beide Geschlechter ändern Farbe

Und sie wurden fündig: Männchen und Weibchen änderten während des kurzen Zeitraums des Ablaichens ihre Farbe, sowohl die ihrer hellen, als auch die ihrer dunklen Streifen. Auch leichte Unterschiede in der Färbung wurden in diesem Zeitraum messbar stärker, verschwanden dann aber wieder. Männchen, die stärker gefärbt waren und so auch für das menschliche Auge auffälliger erschienen, zeigten zudem öfter Paarungsverhalten als weniger auffällig gefärbte Männchen. Sowohl die von wild gefangenen Tieren abstammenden, als auch die domestizierten Tiere zeigten die Farbveränderung. Die gezähmten Zebrafische veränderten ihre Farbe jedoch messbar schwächer. „All diese Beobachtungen legen nahe, dass Körperfärbung tatsächlich eine Rolle im Fortpflanzungsverhalten von Zebrafischen spielt“, schließt Verhaltensbiologin Zala aus den Ergebnissen ihres Forschungsteams.

Der Artikel “Ephemeral sexual dichromatism in zebrafish (Danio rerio)” von Sophie Hutter, Attila Hettiyey, Dustin Penn, uand Sarah Zala wurde in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Ethology” veröffentlicht (Vol. 118 (2012): 1208–1218).

Zusammenfassung des wissenschaftlichen Artikels online (Volltext gegen Entgelt oder Subskription):

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/eth.12027/abstract

Rückfragehinweis
Dr. Sarah Zala
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien
T +43 1 4890915-852
E sarah.zala@vetmeduni.ac.at
Aussender
Mag. Klaus Wassermann
Public Relations/Wissenschaftskommunikation
Veterinärmedizinische
T +43 1 25077-1153
E klaus.wassermann@vetmeduni.ac.at

Media Contact

Klaus Wassermann idw

Weitere Informationen:

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