eTRANSAFE – ein Forschungsprojekt für mehr Sicherheit bei der Arzneimittelentwicklung

Im Projekt eTRANSAFE soll analysiert werden, inwiefern sich klinische Befunde aus präklinischen Daten zuverlässig ableiten lassen. Felix Schmitt, Fraunhofer ITEM

In dem Fünf-Jahres-Projekt »Enhancing Translational Safety Assessment through Integrative Knowledge Management« (eTRANSAFE) soll eine fortschrittliche Infrastruktur zur Datenintegration in Verbindung mit innovativen computergestützten Verfahren entwickelt werden, um die Sicherheitsbewertung über den gesamten Prozess der Wirkstoffentdeckung und Arzneimittelentwicklung zu verbessern.

Dazu sollen gemeinsame Daten aus der Präklinik und Klinik bioinformatisch ausgewertet und die Übertragbarkeit von beobachteten Wirkungen systematisch analysiert werden. Die optimale Nutzung von Ressourcen und die Entwicklung von sichereren Arzneimitteln soll so ermöglicht werden.

Aufgabe des Fraunhofer ITEM bei eTRANSAFE ist es, zu analysieren, inwieweit präklinische Daten geeignet sind, klinische Befunde vorherzusagen, also wie prädiktiv die präklinischen Daten sind. Toxikologen und Ärzte des Fraunhofer ITEM arbeiten hier Hand in Hand. Zunächst werden sie die existierenden präklinischen Daten aus vorhandenen Datenbanken wie zum Beispiel eToxSys näher analysieren.

Es sollen Erkenntnisse beispielsweise über die Zeitabhängigkeit toxikologischer Effekte oder die Möglichkeiten der Gruppenbildung von Substanzen gewonnen werden. Im weiteren Verlauf soll die Prädiktivität der präklinischen Daten im Hinblick auf klinische Befunde analysiert werden. Je nach Verfügbarkeit und Art der noch zu etablierenden klinischen Daten und Datenbank soll dies anhand der Betrachtung einzelner Fallstudien bzw. mithilfe statistischer Modelle untersucht werden.

Dies ist ein Teil der Entwicklung in diesem Projekt. Das Fraunhofer ITEM besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse präklinischer Daten und Datenbanken wie der RepDose-Datenbank (www.fraunhofer-repdose.de).

»Die Sicherheit neuer Arzneimittelkandidaten in ersten klinischen Prüfungen wird auf der Grundlage von Daten aus präklinischen Tierstudien extrapoliert. Diese Extrapolationen stützen sich allein auf Daten, die für das aktuelle Projekt generiert wurden, denn die Prädiktivität der Gesamtheit aller existierenden historischen Daten wurde nie global und systematisch analysiert«, erklärt der Leiter des Projekts, François Pognan von der Firma Novartis. »Oft ist nur wenig darüber bekannt, mit welcher Stärke und Häufigkeit ein bei einer Tierspezies beobachteter Effekt auch als Wirkung beim Menschen auftreten kann«, fügt der stellvertretende Leiter, Thomas Steger-Hartmann von Bayer, hinzu.

Ausgehend von Erfahrungen aus dem Vorgängerprojekt eTOX wird ein Hauptaugenmerk im Projekt eTRANSAFE auf den Bereichen Datenstandardisierung und Qualitätskontrolle liegen. Damit wird die Entwicklung und Umsetzung von Strategien und Verfahren zur gemeinsamen Nutzung relevanter Daten vorangetrieben und damit einhergehend auch ein Wandel der bisherigen Bewertungskonzepte für die Arzneimittelsicherheit – von Einzelanwendungen und isolierten Datensammlungen hin zu einem offenen, innovativen System, das auf offenen Standards, modularen Komponenten und Datenintegrationsdiensten basiert.

Professor Ferran Sanz von der Fundació IMIM, Koordinator des Projekts, sagt: »eTRANSAFE wird die translationale Sicherheitsbewertung verbessern und dazu beitragen, dass die wesentlichen Vorgaben für die Wissenschaft, wie das 3-R-Prinzip (reduce, replace, refine) und die FAIR-Prinzipien zur gemeinsamen Nutzung von Forschungsdaten, umgesetzt werden.«

Gefördert wird eTRANSAFE durch die »Innovative Medicines Initiative 2« (IMI 2), die eine öffentlich-private Partnerschaft ist zwischen der Europäischen Union, vertreten durch die Europäische Kommission, und der (bio)pharmazeutischen Industrie, vertreten durch den Europäischen Dachverband der pharmazeutischen Industrie (European Federation of Pharmaceutical Industries Associations; EFPIA), die gemeinsame Ausschreibungen durchführen.

Pressekontakt:
Fraunhofer ITEM
Dr. Cathrin Nastevska
Tel. 0511 5350-225
cathrin.nastevska@item.fraunhofer.de

Wissenschaftlicher Kontakt:
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