Erbinformation von Hirntumoren entschlüsseln

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Krebshilfe e.V. unterstützen gemeinsam die deutsche Beteiligung am weltweit größten internationalen Forschungsprojekt zur Klärung der molekularen Ursachen von Krebserkrankungen.

In diesem Rahmen startet nun ein vom Deutschen Krebsforschungszentrum koordinierter Forschungsverbund, der über einen Zeitraum von fünf Jahren Gehirntumoren bei Kindern molekulargenetisch untersuchen wird.

Jede Krebserkrankung ist auf genetische Veränderungen zurückzuführen, die eine normale Körperzelle zur Krebszelle werden lassen. Bekannt ist, dass die ursächlichen Genveränderungen je nach Tumorart stark variieren. Nur durch eine umfassende Analyse der genetischen Ausstattung einer bösartig veränderten Körperzelle können die komplexen Vorgänge der molekularen Krebsentstehung verstanden werden.

Das „International Cancer Genome Consortium“ (ICGC) ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben. Ziel des ICGC ist, die genetischen Veränderungen in den wichtigsten Krebsarten zu analysieren, um neue und verbesserte Ansätze zur Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen Krebserkrankungen zu finden. Die Ergebnisse werden anderen Wissenschaftlern frei zugänglich gemacht, um die Krebsforschung langfristig voranzubringen.

Das BMBF und die Deutsche Krebshilfe werden gemeinsam die Beteiligung eines deutschen Forschungskonsortiums am „International Cancer Genome Consortium“ ermöglichen. Beide Partner stellen zusammen Mittel von rund 15 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Damit soll ein Beitrag zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen mit besonders hoher Sterblichkeit geleistet werden. „Über die gemeinsame Initiative wird deutschen Forscherinnen und Forschern erstmals der Eintritt in dieses internationale Forschungsprojekt der modernen medizinischen Genomforschung ermöglicht“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. „Die Beteiligung Deutschlands ist nicht nur ein wichtiges Signal an die deut

schen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch eine zukunftsweisende Investition in den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland.“

Mit der Finanzierung des Projekts ergänzt das BMBF seine im Rahmen des Programms der medizinischen Genomforschung (Nationales Genomforschungsnetz, NGFN) laufenden Aktivitäten und baut diese hinsichtlich der internationalen Vernetzung aus.

Die Deutsche Krebshilfe fördert seit 35 Jahren wissenschaftliche Forschungsaktivitäten zum Thema Krebs. „Als private Organisation hatte die Deutsche Krebshilfe schon immer das Ziel, gemeinsam mit öffentlichen Trägern grundlegende und umfangreiche Projekte zu verwirklichen und somit Synergien zu schaffen. Das Gemeinschaftsprojekt ist ein hervorragendes, zukunftsweisendes Beispiel einer solchen Partnerschaft“, betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.

Im Rahmen des internationalen Projektes unterstützen das Ministerium und die Deutsche Krebshilfe einen Forschungsverbund zum Thema Hirntumoren bei Kindern. Diese Krebserkrankungen haben bei Kindern die höchste Sterblichkeitsrate. Die Ergebnisse sollen ein besseres Verständnis der biologischen und medizinischen Eigenschaften von Hirntumoren bringen. „Ziel ist es, die Erbinformation der so genannten Medulloblastome und Astrozytome vollständig zu entschlüsseln. Es handelt sich hierbei um die zwei wichtigsten Hirntumorarten bei Kindern“, so Professor Dr. Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg als Sprecher des Verbundes. Bei jeweils 300 Patienten der beiden Erkrankungen werden die Erbanlagen der Tumoren mit gesunden Zellen derselben Person verglichen, um so die tumorspezifischen Genveränderungen (Mutationen) zu identifizieren. Zudem sind die Experten auf der Suche nach so genannten Tumormarkern, an denen die Erkrankung frühzeitig erkannt werden kann und die eine Prognose über den Krankheitsverlauf sowie über das Ansprechen auf bestimmte Therapieformen ermöglichen. Gleichzeitig sollen molekulare Strukturen gefunden werden, die sich als Angriffspunkte für neue Therapien eignen.

Das Verbundprojekt ist am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, am European Molecular Biology Laboratory (EMBL), an den Universitäten Heidelberg und Düsseldorf sowie am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin angesiedelt. „Da die Wissenschaftler und Ärzte auch in laufende klinische Studien eingebunden sind, werden die Ergebnisse der Forschungsaktivitäten im Rahmen des ICGC den Krebs-Patienten unmittelbar zu Gute kommen“, sagt Nettekoven.

Media Contact

Dr. med. Eva M. Kalbheim Deutsche Krebshilfe e. V.

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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