Emotionale Signale aus dem tiefen Hirn bei Koma
Ausgehend von dieser Fragestellung haben der klinische Neurophysiologe Lars Wojtecki und seine Arbeitsgruppe am Institut für Klinischen Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie elektrische Signale aus der Tiefe des Gehirns einer Patientin mit chronischer Bewusstseinsstörung (chronic disorder of consciousness) aufgezeichnet.
Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Cortex publiziert. Die Herausgeber weisen in einem Feature gesondert auf die Arbeit der Düsseldorfer Arbeitsgruppe hin.
Wojtecki et al. berichten von differenzierten neuronalen Antworten auf emotional relevante Stimuli bei einer Frau, die als „bewusstlos“ eingestuft worden war. Die Arbeitsgruppe verwendete elektrische Aufzeichnungen von implantierten Hirnelektroden, um die Aktivität des zentralen Thalamus darzustellen, während die Patientin entweder die Stimmen ihrer Kinder oder fremde Stimmen präsentiert bekam.
Die Region in der Tiefe des Gehirns namens Thalamus gilt als „sensorisches Tor zum Bewusstsein“ und ist ferner für Regulation von Erregung sowie für den elektrischen Rhythmus der Hirnrinde eine wichtige Struktur.
Diese Region wurde bereits in der Vergangenheit als Struktur zur Behandlung von Bewusstseinsstörungen adressiert, indem eine elektrische Stimulation dieses Gebiets mit der sogenannten „Tiefen Hirnstimulation“ durchgeführt wurde. Arbeitsgruppen aus den USA und Japan hatten dazu Studien veröffentlicht. Eine direkte elektrophysiologische Aktivität aus dem Thalamus bei bewusstseinsgestörten Patienten als Antwort auf emotionale Reize war bisher jedoch noch nicht aufgezeichnet worden.
Wojtecki schlussfolgert daraus, dass die gefundene intakte Funktion innerhalb eines schwer geschädigten neuronalen Systems als klinischer Marker und therapeutisches Ziel bei chronisch bewusstseinsgestörten Patienten dienen könnte. Die Methode der Tiefen Hirnstimulation könnte somit zu einer differenzierteren Einschätzung des individuellen Zustands von Patienten beitragen während sie ferner einen therapeutischen Ansatz liefert.
Weitere Informationen:
Link zum Feature der Zeitschrift Cortex: www.journals.elsevier.com/cortex/featured-articles/deep-brain-emotional-signals-in-coma/
Arbeitsgruppe: www.medizin.hhu.de/institute-forschung/forschung-institut-fuer-klinische-neurowissenschaften-und-medizinische-psychologie/forschung-im-institut/perioperative-neurophysiologie-und-neuropsychologie.html
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet
Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…
Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland
Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…
Bestandsmanagement optimieren
Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…