Chemie verstehen und verständlich machen

Den Chemielehrern und – didaktikern wird ein umfangreiches Programm an Plenar-, Diskussions- und Experimentalvorträgen, Workshops und Posterpräsentationen geboten. Anlässlich eines Empfangs im Rathaus der Stadt Dortmund finden vier Preisverleihungen statt.

So wird Dr. Dietmar Scherr von der Max-Beckmann-Schule in Frankfurt für sein außerordentliches Engagement bei zahlreichen Projekten an seiner Schule, beispielsweise erfolgreiche Beteiligungen an „Jugend forscht“, und bei vielen Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung mit dem Friedrich-Stromeyer-Preis ausgezeichnet, der von der Firma Merck gestiftet wird. Immer wieder greift Scherr neue Erkenntnisse der wissenschaftlichen Chemie auf, entwickelt sie weiter und verarbeitet sie didaktisch.

Der von der Firma Degussa (heute Evonik) gestiftete Heinrich-Roessler-Preis geht an einen „Amateur“. Dr. Heinz Delle, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, widmet sich nach Beendigung einer erfolgreichen Karriere als Industriechemiker insbesondere Kindern im Vorschulalter, bei denen er Interesse für die Naturwissenschaften wecken möchte. Seit zehn Jahren besucht der Preisträger Kindergärten und Kindertagesstätten im Umfeld von Bad Homburg und experimentiert gefahrlos und ohne teure Spezialausrüstung mit den Vier- bis Sechsjährigen. Mittlerweile engagieren sich um Delle elf Pensionäre im „Arbeitskreis KITA-Forscher“.

Johanna Winter erhält den ebenfalls von Merck gestifteten Preis für Grundschullehrer und –lehrerinnen. An der Hans-Adlhoch-Schule in Augsburg-Pfersee hat sie vor fünf Jahren die Arbeitsgemeinschaft „Experimentieren“ ins Leben gerufen und begeistert dort Schülerinnen und Schüler mit von ihr altersgerecht entwickelten Versuchen. Die Schüler regen wiederum ihre eigenen Klassen zum Experimentieren an. Generell fließen die Erfahrungen aus der AG in die Unterrichtsentwicklung für die naturwissenschaftlichen Fächer ein – auch durch lokale Fortbildungen im Schulamt.

Während die genannten Preise von der GDCh-Fachruppe Chemieunterricht verliehen werden, verleiht die Gesellschaft für Fachdidaktik ihren Erhard-Friedrich-Preis an Professor Dr. Ilka Parchmann, Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel, die sich in der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht besonders engagiert, beispielsweise als verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift „ChemKon“.

Besondere Aufmerksamkeit werden in Dortmund die Plenarvorträge erfahren. Einer der namhaftesten Chemiker in Deutschland, Professor Dr. Herbert Waldmann, Lehrbereich Chemische Biologie an der TU Dortmund und Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund, stellt in seinem Vortrag, „Das Periodensystem der Naturstoffe“, eine strukturelle Klassifizierung aller Naturstoffe vor. Die hierarchische Einordnung der Naturstoffe in einen Strukturbaum ermöglicht es auf der Grundlage biologischer Relevanz, die Herstellung neuer biologisch aktiver Substanzen zu inspirieren, die auch Wirkstoffkandidaten sein können. Wichtig wird eine solche Klassifizierung für die angestrebte maßgeschneiderte Therapie auf der Basis genomischer Information. Chemielehrerinnen und –lehrer sollten über dieses hochaktuelle, gesellschaftsrelevante Forschungsgebiet gut informiert sein.

Interesse bei den Schülern dürften die Lehrer beim Thema „Die Chemie hinter Sex, Drugs und Rock ´n´ Roll“ wecken, das ihnen Professor Dr. Mathias Christmann aus dem Lehrbereich Organische Chemie der TU Dortmund vorstellt. Christmann nimmt die Tagungsteilnehmer mit auf eine audiovisuelle Reise durch die Geschichte von bewusstseinsverändernden Substanzen und deren Einfluss auf moderne Musik. Er will damit strukturelle und synthetische Grundlagen für weiterführende Diskussionen schaffen.

Dr. Wilfried Bos ist Professor für Bildungsforschung und Qualitätssicherung an der TU Dortmund. Er stellt auf der Tagung die Situation der naturwissenschaftlichen Grundbildung in der Grundschule vor, über die durch die internationale Schulleistungsstudie TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) belastbare Aussagen getroffen werden können. Diese hat Kindern im vierten Grundschuljahr in Deutschland ein hohes Leistungsniveau in den Gebieten Biologie, Geographie und Physik bescheinigt. Bos bemängelt aber den großen Leistungsunterschied im Naturwissenschaftstest zwischen Mädchen und Jungen in Deutschland sowie sozial bedingte Leistungsunterschiede und solche, die auf die kulturelle Herkunft der Kinder zurückzuführen sind. Er plädiert dafür, Kinder aus sozial schwachen Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund stärker zu fördern.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit annähernd 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 26 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Fachgruppe Chemieunterricht mit fast 2.000 Mitgliedern. Chemielehrer, Hochschullehrer sowie Chemiker aus der Industrie und dem öffentlichen Dienst haben sich in der Fachgruppe Chemieunterricht zu einem kompetenten Forum für alle Fragen zusammengeschlossen, die das Fach Chemie in Unterricht, Lehre, Ausbildung und Weiterbildung betreffen.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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