Blütenpflanzen sind 100 Millionen Jahre älter als bisher angenommen

Blütenpflanzenähnliche Pollen aus der Trias<br>Bild: UZH<br>

Diese wunderschön erhaltenen 240 Millionen Jahre alten Pollenkörner weisen darauf hin, dass sich Blütenpflanzen 100 Millionen Jahre früher entwickelt haben als bisher angenommen. Dies ergab eine neue Untersuchung von Paläontologen der Universität Zürich.

Fund aus der Trias gibt neue Einsichten

In vielen Studien wurde versucht, das Alter von Blütenpflanzen anhand molekularer Daten abzuschätzen. Dabei konnte bisher jedoch kein Konsens erreicht werden. Abhängig vom Datensatz und der Methode reichen diese Schätzungen von der Trias bis zur Kreidezeit. Altersschätzungen aufgrund molekularer Daten müssen typischerweise in fossilen Funden «verankert» sein, doch extrem alte Fossilien standen für Blütenpflanzen bisher nicht zur Verfügung. «Deshalb ist dieser Fund von blütenpflanzenähnlichen Pollen aus der Trias von hoher Bedeutung», erklärt Prof. Peter Hochuli.

Peter Hochuli und Susanne Feist-Burkhardt vom Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich haben zwei Bohrkerne aus Weiach und Leuggern in der nördlichen Schweiz untersucht und Pollenkörner gefunden, die dem fossilen Pollen der ältesten bekannten Blütenpflanzen ähneln. Mit konfokaler Laserrastermikroskopie erhielten sie hochauflösende, dreidimensionale Bilder von sechs unterschiedlichen Pollentypen.

Blütenpflanzen gab es schon vor der Kreidezeit

In einer früheren Studie von 2004 haben Hochuli und Feist-Burkhardt unterschiedliche, doch eindeutig verwandte blütenpflanzenähnliche Pollen aus der Mitteltrias in Kernen aus der Barentssee südlich von Spitzbergen nachgewiesen. Die Proben der vorliegenden Studie wurden 3000 Kilometer südlich von den vorherigen Fundorten entdeckt. «Wir glauben, dass selbst sehr vorsichtige Wissenschaftler nun überzeugt sein werden, dass sich Blütenpflanzen lange vor der Kreidezeit entwickelt haben», sagt Prof. Hochuli.

Wie haben diese primitiven Blütenpflanzen wohl ausgesehen? In der Mitteltrias lagen sowohl die Barentssee als auch die Schweiz in den Subtropen, das Gebiet der Schweiz war jedoch sehr viel trockener als die Region um die Barentssee. Dies impliziert, dass diese Pflanzen eine breite ökologische Reichweite hatten. Die Pollenstruktur lässt vermuten, dass die Pflanzen von Insekten bestäubt wurden, am wahrscheinlichsten durch Käfer, da sich Bienen erst 100 Millionen Jahre später entwickelt haben.

Literatur:
Peter A. Hochuli and Susanne Feist-Burkhardt. Angiosperm-like pollen and Afropollis from the Middle Triassic (Anisian) of the Germanic Basin (Northern Switzerland). Journal: Frontiers in Plant Science. doi: 10.3389/fpls.2013.00344
Kontakt:
Prof. Peter A. Hochuli
Paläontologisches Institut und Museum
Universität Zürich
Tel: 044 634 23 38
E-Mail: peter.hochuli@erdw.ethz.ch

Media Contact

Nathalie Huber Universität Zürich

Weitere Informationen:

http://www.uzh.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer