Bioreaktor Tabak – Nutzen als Mini-Chemielabore

In Zeiten von Nichtraucherschutzgesetzen und Rauchverboten in Gaststätten bringt man Tabak wohl kaum mit gesundheitsfördernden Aspekten in Verbindung.

Und doch: Selbst wenn wir meinen, die wahre Nutzungsmöglichkeit einer Pflanzenart lange entdeckt zu haben, kann in ihr noch ein gänzlich anderes Potenzial verborgen sein.

Wie beispielsweise die Möglichkeit, durch biotechnologische Methoden medizinisch wirksame Substanzen herzustellen. In einer Pilotanlage in Halle wird derzeit an der Entwicklung eines in Tabakpflanzen hergestellten Proteins gearbeitet.

Dieses Protein soll der Herstellung eines patienten-spezifischen Antikörper-Impfstoffes zur Behandlung einer bösartigen Krebserkrankung der Lymphdrüse dienen. Tabakpflanzen können nach Angaben des entwickelnden Unternehmens große Mengen an komplexen Wirkstoffen für Medikamente produzieren. Dies gehe zudem besonders schnell, einfach und preisgünstig.

Das neue Verfahren soll ermöglichen, für jeden Patienten ein individuelles Medikament herzustellen. 15 Prozent aller Arzneimittel beruhen bereits heute auf biotechnologischen Prozessen. Viele Wirkstoffe werden in so genannten „Bioreaktoren“ hergestellt.

Als Bioreaktoren können Bakterien, Hefepilze, Insektenzellen oder sogar Hamsterzellen dienen. Gerade für die Idee der personalisierten Medikamente, also auf den einzelnen Patienten individuell abgestimmten Wirkstoffe, versprechen sich die Forscher viel von der Möglichkeit der Nutzung von Pflanzenzellen als Reaktoren.

Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die biologische Vielfalt ein überaus wichtiges Gut ist – nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten, sondern auch, weil es noch viele verborgene Talente zu entdecken gilt. Schaden und Nutzen liegen dabei – wie beim Tabak – oft eng nebeneinander.

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Friederike Eversheim aid infodienst

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