Indikator für Qualität: Grauschimmel-Test bei Weintrauben

Der Grauschimmel Botrytis cinerea befällt zahlreiche Kulturpflanzen wie Beerenobst, Gemüse, Zierpflanzen und Weintrauben. Bei unreifen Trauben ruft er die Roh- oder Sauerfäule hervor, die zu Ernteverlusten und einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden führen kann. Vor allem im Rotwein verursacht der Pilz einen muffigen oder Fäulnisgeschmack.

Für die Weinwirtschaft ist daher eine schnelle, präzise und möglichst frühzeitige Kontrolle der Botrytis-Konzentration im Lesegut wichtig. Bislang wurde der Schimmelbefall durch Augenschein abgeschätzt. Im Auftrag des BMWi unterstützte die AiF das Unternehmen Loewe Biochemica im oberbayerischen Sauerlach und das Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg bei der Entwicklung von zwei neuen, serologischen Testverfahren zur Beurteilung des Lesegutes, die einen zuverlässigen Nachweis von Botrytis ermöglichen. Beide Methoden basieren auf einem neuen, spezifischen Antiserum gegen den Grauschimmel.

Das Testverfahren ELISA erlaubt eine quantitative Abschätzung des Botrytis-Befalls. Es ist für die Qualitätsbeurteilung der Trauben nach der Lese oder für das Monitoring latenten Befalls schon im Weinberg und damit für das Qualitätsmanagement geeignet. Der Pilzbefall wird photometrisch gemessen und das Ergebnis lässt sich anhand einer Farbreaktion ablesen. Das Verfahren eignet sich besonders für die Massentestung, da gleichzeitig Hunderte von Proben analysiert werden können. Wenn die Most- oder Maischeproben abends ins Labor gelangen, liegen die Ergebnisse im Verlauf des nächsten Morgens vor.

Der Lateral Flow Schnelltest ermöglicht die Beurteilung des Botrytis-Befalls innerhalb weniger Minuten und kann ohne Vorkenntnisse und Laborausstattung durchgeführt werden. Die Ausprägung einer Testlinie und der Zeitraum bis zu ihrer Bildung zeigen an, ob der Befall stark, mittel oder schwach ist. Der Schnelltest lässt sich problemlos im Weinberg einsetzen und in den Prozess der Traubenverarbeitung integrieren.

Serologische Testverfahren gelten seit langem als zuverlässige Methoden zur Diagnose zahlreicher Viren, Pilze und Bakterien. Begleitende Praxisstudien haben gezeigt, dass die neuen Tests ohne Einschränkung zur Überprüfung der Mostqualität einsetzbar sind. Sie sind robust gegenüber möglichen Rückständen von Pflanzenschutzmitteln und es kommt zu keinen Kreuzreaktionen mit anderen an Wein vorkommenden Mikroorganismen. Die Verfahren sind deutlich genauer im Vergleich zur üblichen optischen Überprüfung und erlauben den Nachweis auch geringster Mengen des Pilzes, unabhängig von seinem Entwicklungsstadium. Ein großer Champagnerproduzent hat bereits beide Testvarianten in sein Qualitätsmanagement aufgenommen.

Die AiF fördert Forschung und Entwicklung zu Gunsten mittelständischer Unternehmen. Als Träger der industriellen Gemeinschaftsforschung und weiterer Förderprogramme des Bundes bietet sie praxisnahe Innovationsberatung.

Ansprechpartner: Dr. Renate Loewe, Loewe Biochemica GmbH, Sauerlach,
E-Mail: dr.loewe@loewe-info.com, Tel.: 08104 61620
Dr. Michael Fischer, Staatliches Weinbauinstitut (WBI), Freiburg,
E-Mail: michael.fischer@wbi.bwl.de, Tel.: 0761 40165-0
Pressearbeit: AiF, Silvia Niediek, E-Mail: presse@aif.de,
Tel.: 0221 37680-55, Internet: www.aif.de, www.forschungskoop.de

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