Den Folsäuregehalt in Lebensmitteln exakt bestimmen – aber wie?

Das ist vor allem bei Schwangeren ein großes Problem, denn ein Mangel führt bei Embryonen zu Neuralrohrdefekten, wie offenem Rücken und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte.

Die aktuelle Ausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“ informiert, warum eine Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure dennoch heikel sein kann: Für Folate fehlt nämlich bis heute eine zuverlässige Routineanalytik. Über Folsäurepräparate hat gerade die Stiftung Warentest berichtet.

In den USA und Kanada ist seit 1998 sämtliches Mehl mit Folsäure versetzt. Neuralrohrdefekte sind in diesen Ländern seitdem sehr viel seltener. Verständlicherweise fordern deutsche Ärzte, dass das Vitamin auch bei uns bestimmten Lebensmitteln per Gesetz beigefügt wird.

Doch um die Bevölkerung mit genau der richtigen Folsäuremenge zu versorgen – zwischen 400 und 1000 Mikrogramm täglich -, muss auch eine verlässliche Quantifizierungsmethode existieren. Bis heute nutzt man mikrobiologische und biochemische Analytikverfahren, die mit Fehlern behaftet sind.

Schwierig zu bestimmen ist auch, wie viel des mit der Nahrung aufgenommenen Vitamins tatsächlich an den Ort des Geschehens gelangt. Beispielsweise kann der Körper Folsäure aus Vollkornmehl schlechter aufnehmen als aus weißem Weizenmehl.

Moderne chemisch-instrumentelle Verfahren könnten beide Probleme in den Griff bekommen: Dazu gehören Flüssigchromatographie mit massenspektrometrischer Detektion und Stabilisotopenanalyse.

Die Münchner Lebensmittelchemiker Michael Rychlik und Sabine Mönch geben in ihrem Artikel „Den Mangel messen“ einen Überblick über Methoden der Folsäureanalytik und beschreiben, welche Fragen noch zu beantworten sind, bevor eine Zwangsanreicherung von Lebensmitteln nach amerikanischem Vorbild sinnvoll ist. Die „Nachrichten aus der Chemie“, eine Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker, oder ein PDF-File des Aufsatzes gibt es kostenlos bei der Redaktion unter nachrichten@gdch.de.

Media Contact

Dr. Ernst Guggolz idw

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer