Europäische Spinne des Jahres 2007

Blick auf Sand-Wolfspinne in ihrer Wohnhöhle. Foto: Heiko Bellmann

Die Spinne des Jahres 2007 gehört zur Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) und ist bei fast 20 mm Körperlänge(!) mit die größte einheimische Spinnenart. Arctosa cinerea hat mehrere deutsche Namen wie Sand-Wolfspinne, Flussufer-Riesenwolfspinne oder Sandtarantel. Dr. Martin Kreuels von der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes e.V.) stellte die Spinne 2007 am 11.12. stellvertretend für Spinnenexperten aus 21 europäischen Staaten in Berlin vor.

Wie alle Wolfspinnen webt die Sand-Wolfspinne keine Netze, sondern jagt mit ihren gut ausgebildeten Augen auf Sicht. Als Nahrung dienen dem Räuber Insekten wie Laufkäfer, Heuschrecken, Fliegenlarven, aber auch andere Spinnen. „Sie überrascht ihre Beute mit ihrer Schnelligkeit“, so der Spinnenexperte Dr. Kreuels. „Durch die interessante Hell-Dunkelzeichnung sind die am Boden lebenden Tiere gut getarnt und für uns Menschen kaum zu erkennen“. Die Sand-Wolfspinne jagt in der Zeit von März bis November nachts.

Die Sand-Wolfspinne kommt überall in Europa vor. Sie lebt an naturnahen Kies- und Sandufern an Flüssen und Seen. Die Art ist inzwischen selten geworden, da diese Lebensräume durch die fast flächendeckenden Regulierungsmaßnahmen der Fließgewässer stark zurückgegangen sind. In weiten Teilen Deutschlands ist sie ausgestorben. Häufigere Funde gibt es an der Ostsee, aber auch an einzelnen Flussabschnitten im Einzugsgebiet des Rheins oder der Elbe. Sie nimmt aber auch vom Menschen geschaffene Biotope wie Baggerlöcher oder Sand- und Kiesabbaustellen an. Dort lebt sie, solange die Uferabschnitte nicht zugewachsen sind. „Hält man die Uferzone durch Pflegemaßnahmen offen, kann die Art in diesen Ersatzlebensräumen erhalten werden“, erläuterte Dr. Kreuels.

Tagsüber versteckt sie sich in Wohnröhren, die sie meist unter größeren Steinen oder unter Treibgut in den sandigen Untergrund gräbt. Steigt das Wasser der Flüsse oder Seen im Sommer plötzlich an, verschließt die Spinne die Öffnung ihrer Röhre und überlebt in der bestehenden Luftblase. Zur Winterruhe legen die Spinnen eine neue Höhle in ausreichender Entfernung vom Ufer an, damit sie vor Überflutungen geschützt sind.

So gefährlich wie ihr Name klingt, ist die Wolfspinne aber nicht. Weder jagen die Tiere in Rudeln wie Wölfe noch sind sie aggressiv. Auch beim Sex geben sie sich tolerant. So werden die männlichen Wolfspinnen nach der Paarung nicht von den Weibchen gefressen, was bei Spinnen sonst häufig vorkommt. Trotzdem sind die Männchen vorsichtig und bewerben das Weibchen geduldig, bis es zur Paarung bereit ist. Die Weibchen kümmern sich sorgsam um ihren Nachwuchs. Dieser ist nach einem Jahr ausgewachsen, benötigt aber eine weitere Überwinterung, bevor die nächste Generation gezeugt wird.

Allgemeines zu Spinnen:

Alle Spinnen haben 8 Beine (Insekten: 6) und einen 2-geteilten Körper (Insekten: 3-geteilter Körper). Zusammen mit den Insekten gehören sie zu den so genannten Gliedertieren (Arthropoden). Spinnen helfen mit ihrer räuberischen Lebensweise dem Menschen, indem sie Insekten wie Mücken, Fliegen etc. fangen.

Weltweit gibt es ca. 37.000 Arten, die zu den echten Spinnen oder Webspinnen gehören. Im Vergleich zu den Insekten ist das eine sehr kleine Tiergruppe. Anzutreffen sind sie jedoch im Wasser und auf dem Land überall, außer auf dem offenen Meer. In Deutschland gibt es ca. 1.100 Spinnenarten. Alle heimischen Spinnen sind für den Menschen nicht gefährlich. Die Familie der Wolfspinnen umfasst in Mitteleuropa fast 100 verschiedene Arten.

Dr. Gerlinde Nachtigall
Pressesprecherin „Spinne des Jahres“
Referat für Presse und Information
Biologische Bundesanstalt für Land-und Forstwirtschaft
Messeweg 11/12
38104 Braunschweig
Fon: 0531 299-3204
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